Eberhard Arnold

Ein Gleichnis vom Reich Gottes

[Arnold, Eberhard and Emmy Papers - A.D.]

EA 08/2 (I)

Ein Gleichnis vom Reich Gottes

(Saat und Ernte)

Eine theologische Examenspredigt ü[b]er

Mc 4, 26-29

Verlesen

A. Das Reich Gottes ist inwendig in euch!

Die Arbeit im Reich Gottes und die Verantwortung des Landes.

[several words crossed out] Freue Dich, Gottesknecht!

B.

I. Du darfst arbeiten, für das Reich doch nur in Deinen Grenzen.

1.) Säe den Samen des Wortes! Denn das kannst und mußt Du.

2.) Warte auf des Ackers Arbeit. Du kannst sie nicht tun noch verstehen.

3.) Ernte die Frucht, wenn sie reich ist, denn das darfst und sollst Du.

II. Höre, Land, Du sollst bringe Deine Frucht, Du [M.S. illegible] reifen für das Reich denn niemand kann es für Dich.

1.) Nimm das Wort des Lebens, denn es ist da für Dich.

2.) Laß es wirken und reifen, denn Dir ist's übergeben.

3.) Freue Dich auf die Ernte, denn man wartet auf sie.

C. Die große Ernte, wenn Er kommt. Der Ernst des großen Ernte Reiches Gottes, wenn die große Ernte anbricht.

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Lk.17,2O. Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden. Das Reich Gottes ist inwendig in euch. Wohl ist im alten Bunde eine Herrschaft Gottes prophezeit, die unter der Führung Israels alle irdischen Königreiche zusammenfassen soll. Wohl hat auch das neue Testament den Ausblick auf die größte und herrlichste Erdenzeit bewahrt; aber für unser Zeitalter gilt das Wort des Herrn: Das Reich Gottes ist mitten unter euch, oder, wie Luther übersetzt hat: inwendig in euch! Nicht irdische Reiche umfaßt es, sondern von Mensch zu Mensch pflanzt es sich fort. Wie eine Saat sproßt hier und da ein Halm auf. In dem Herzen des Einzelnen spielen sich die Vorgänge ab, die wir von Jesu in den Himmelreichs- Gleichnissen behandelt sehen.

Man hat wohl unser Gleichnis in dem gewaltig historischen Sinne verstehen wollen, daß Jesus als Sämann alles getan hat, von seiner Geburt bis zur Auferweckung

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hat er den Samen ausgestreut. Nun weilt er nicht geschichtlich nicht mehr unter uns, und an der Erde ist es, aus der Saat die Frucht erstehen zu lassen, damit der Herrscher wiederkommen und die Ernte einholen kann.

1.) Jedoch Er schläft noch schlummert nicht. 2.) Er weiß [illegible] es, wie der Same aufgeht und wächst. 3.) Er wacht über uns alle und sorgt für uns.So suchen wir in dein Gleichung

[written in margin]: Wie wahr und tief auch die Sätze dieser Auslegung sind, so treffen sie doch nicht den eigentlichen Zweck des Bildes. Wir können nicht immer die Saat im Auge behalten. 1.) Wir verstehen nicht die wunderbaren Vorgänge des Feldes. 2.) Wir können die Saat nicht beschützen und kein Wachstum fördern, aber Wollen wir also nicht darauf verzichten, sehr wesentliche Züge des unseres Gleichnisses in Anwendung zu bringen, so müssen wir in ihm

eine Regel für das Gottesreich erblicken, wie es zu unserer Zeit wie es in den Herzen lebt, entsprechend der Auslegung, die uns Jesus in dem verwandten Gleichnis vom viererlei Acker, selbst an die Hand gegeben hat.

Eine doppelte Regel hat uns gibt der Herr [illegible words crossed out] in unserm Gleichnis, eine Ermunterung und eine Abgrenzung für seine Arbeiter und zum zweiten einen Aufruf und eine Verheißung für das Land.

Zum ersten:

Freue Dich, Gottesknecht: Du darfst arbeiten, doch nur in Deinen Grenzen.

Und zum zweiten.

Höre Land, bringe Deine Frucht, denn alles ist geschehen!

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Zum ersten:

Freue Dich, Gottesknecht!

Du darfst arbeiten, doch nur in Deinen Grenzen!

Das Reich Gottes hat sich also, wie wenn ein Mensch ausgeht und Samen auf das Land wirft. Welch herrlicher und wichtiger Dienst! Ohne eine Aussaat bringt das beste alles Land nur Unkraut hervor. Und je besser das Land der Boden es ist, umso kräftiger wird das Unkraut sein. Von den Menschen hängt es ab, was aus dem Lande werden soll. Nicht anders als durch seine Zeugen will der Herr den Samen seines Wortes verbreiten. Welche Gnade darin liegt, als geretteter Sünder mitzuwirken an der Errettung anderer, kann nur der ermessen, der es selbst erfahren hat. Gott brauchte uns nicht. Er Der Allmächtige bedarf keiner Mithilfe der Sterblichen. Aber er will uns gebrauchen, Er will uns benutzen. Es ist Sein wunderbarer Ratschluß, Seinen Kindern das Evangelium an die Menschheit zu übertragen. Alle die Seinen sind berufen, Seine Zeugen, ja, Seine Mitarbeiter zu sein. Es gilt für uns sie alle,

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wenn der Apostel sagt: [written in margin: Kor. 3,9]. "Wir sind Gottes Mitarbeiter", wie es auch für alle gilt, wenn er fortfährt, "Ihr seid Gottes [written in margin:Ackerwerk und Gottes] Gebäu!" Freilich is unser von [illegible]die Rede [written in margin: Ist doch Sein Brief an alle solche gerichtet], die die Gnade erfahren haben, als Erlöste dem Tempel Gottes eingefügt zu werden. Als Glieder am Leibe Christi tun sie einander Handreichung. Und wie sie alle nichts wären ohne die Dienste der anderen, die ihnen das Evangelium gebracht haben und stets aufs neue bringen, so gehören sie nun selbst zu dem wunderbaren Organismus, der berufen ist, die Herrlichkeit des Hauptes zu verkünden. Gotteskind, daß Du Jesum Deinen Heiland nennst, wer Du auch seist, Du bist berufen, Sein Zeuge zu sein mitten in Deiner irdischen Arbeit, in Deiner bürgerlichen Stellung den zu verherrlichen, der Dein Erlöser geworden ist! Freue Dich, mein Bruder und meine Schwester, Gott verlangt nichts, was über Deine Kräfte geht. Freue Dich, denn Du darfst das tun, was Dir Natur ist, weil Du Ihn liebst; Du darfst Sein Wort verkündigen. [written in margin: Lk. 8.11] "Der Same ist das Wort Gottes." So sagt es Jesus selbst

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bei dem anderen Gleichnis, das dem das unsere so nahe verwandt ist, daß es wie eine Ausführung des seines letzten Teiles erscheint, wie ein näheres Eingehen auf die Bedingungen und die Arbeitspflichten, die der gute Boden erfordert. Von anderen fordert und leistet. Der Same ist das Wort Gottes. Nicht mit eigener Weisheit können wir die Welt erretten und das Reich Gottes ausbreiten. Keine Redekunst und keine Wissenschaft, auch kein persönlicher Einfluß ist die Kraft, die wir auf andere ausüben sollen. Nichts als das Wort des lebendigen Gottes hat die Verheißung der Frucht für's ewige Leben.

Nach ihm dürstet jedes das unruhige Menschenherz, wie wenige es auch wissen und zugeben. [written in margin: Nur in ihm finden wir die Ruhe die allein in Gott ist] Ohne Gotteswort kann niemand zum neuen Leben erwachen: [written in margin: "als die da wiedergeboren sind, nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, nämlich aus dem lebendigen Wort Gottes, das da ewig bleibt" (1 Ptr 1:23)] wie Petrus bekennt: Er hat uns gezeugt nach seinem Willen durch das Wort der Wahrheit wir sind wiedergeboren aus dem Worte des Lebens Niemand als Gott ist es, der das Leben wirken kann, aber uns beruft Er zu Seinen Boten und Werkzeugen. [written in margin: und wie sich Jakobus [illegible] ausdrückt]

Wie einfach ist unsere Aufgabe, ihr Gotteskinder! Was

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wir selbst erfahren haben zum neuen Leben, was wir kennen als unsere tägliche Kraft, das dürfen wir weiter geben und aussprechen als Segen für viele. Das Wort des Herrn ihres Gottes von Jesu Christo als Retter und Herrn, das ist der Same, den alle seine Jünger in ihrem Herzen tragen, und den sie deshalb aussäen auf das alles Land. Nicht wie schwere Arbeit scheint es ihnen, nein - diese Aussaat ist ihre Seligkeit, denn sie ist der Beweis ihres Lebens.

"Wer von Herzen glaubet, der ist gerecht."

"Wer mit dem Munde bekennet, der ist selig."

Hier liegt das Geheimnis fruchtbringender Saat: Das aus dem Herzen geborene Zeugnis, das mit dem Wandel sich deckende Wort, das ist die Kraft, die das Evangelium durch die Welt trägt. Dies war die Stärke der ersten Christen: In ihrer ganzen Persönlichkeit waren sie Zeugen der Wahrheit."Jeder Christ ist ein Missionar!" war ihre unausgesprochene Losung. Und wie durch ihre Aussaat in so wunderbarer Kürze der Zeit die Mittelmeerländer von einem Netz christlicher Gemeinden durchzogen waren, so ist es stets gegangen in der Geschichte, wenn die Christen wach waren zu freudi-

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gem Zeugnis der erfahrenen Gnade der Wahrheit des Wortes. Darum gilt für die heutige Zeit dieselbe Losung: Säe den Samen des Wortes, denn das kannst und mußt Du! Fülle Deine Hände, o Gotteskind und lege Gottes Samen in die Herzen der Deinen, streue ihn aus in Deiner Umgebung. Jünger des Herrn, beweiset euch als Seine freudigen Knechte, denn euch gilt Sein Wort: Ihr sollt meine Zeugen sein!"

Ist unser Herz im Glauben gewurzelt, glüht unsere Seele in Liebe zu Jesu, ist unser Sinn vom Preise Gottes erfüllt, wie frei und doch wie stark wird unser Zeugnis sein zu Ehren des Königs und Seiner Wahrheit.

Drum laßt uns uns vertiefen in Seinem Wort und wachsen an Gnade und Erkenntnis! Aber laßt uns nicht zögern, die erfahrene Gnade, die erkannte Wahrheit, den geliebten Herrn zu bezeugen und zu bekennen, denn Er hat es geboten, und ohne diese Frucht der Lippen

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entbehrt unser Leben des Tatbeweises, den Sein größter Diener fordert! Wer mit dem Munde bekennt, der wird selig. Darum laßt uns beten um Kraft des Geistes, um Freudigkeit des Mutes und laßt uns hintreten vor die Welt als die Zeugen der Wahrheit. Denn die Welt wartet auf uns, und die Gelegenheiten drängen sich. Jesus gebietet es, und das Herz zwingt uns. Drum auf zum Zeugnis, auf zur Aussaat der Wahrheit!

Säe den Samen des Wortes!

Denn das kannst und mußt Du!

2. Freue Dich, Gottesknecht!

Du darfst arbeiten, doch nur in Deinen Grenzen.

Das Reich Gottes hat sich also, als wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft und schläft und steht auf, Nacht und Tag; und der Same gehet auf und wächst, daß er's nicht weiß. "Denn die Erde bringt von ihr selbst zum ersten das Gras, darnach (Mark. 4,28) die Ähren, darnach den vollen Weizen in den Ähren."

Wir durften uns freuen und erquicken an der Aufmunterung unseres Textes zu freudigem Dienst. Wir mußten einsehen, wie ohne unsere Aussaat auch der beste Boden keine Frucht bringen kann. Vor die Notwendigkeit und Herrlichkeit unseres Dienstes sind wir gestellt worden, aber das Hauptgewicht unseres Gleichnisses liegt auf seiner Abgrenzung. Die Verse, die unserm Tun ein Halt gebieten, bilden das Centrum unseres Textes: Arbeiten darfst Du, doch wahre Deine Grenzen!

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Warte auf des Ackers Anteil!

Du kannst ihn nicht leisten noch verstehen.

Der Landmann hat viel zu tun gehabt. Der Boden wollte gepflügt und bereitet sein. Der Same war auszuwählen und dann mußte er gesät werden. Aber nun kann er lange Zeit nichts am Acker verrichten. Aber freilich ohne Arbeit ist ein rechter Landmann nie. Da gilt es andere Äcker zu bereiten und zu besäen, die Ernte zu rüsten und alles in Ordnung zu halten. Aber das einmal besäte Feld muß er sich selbst überlassen. Er schläft und steht auf. Alles geht seinen Gang. Und indessen geht die Saat auf und bringt ihre Frucht. Gewiß weiß er genau, wie weit es mit ihr steht. Es ist Sein größtes Interesse, immer wieder nach ihr zu sehen. Mitwirken aber am Wachstum ist ihm nicht gegeben. Nicht einmal verstehen kann er, wie es vor sich geht. Gegen Luthers Übersetzung müssen wir den entsprechenden, griechischen Ausdruck in diesem Sinne weitergeben: "und wächst auf eine Weise, die er nicht weiß."

Es ist der Anbetung wert, wie tief der Meister in diesem Bilde das Wesen und Werden des Gottesreiches wiedergegeben hat. Der Same ist dem

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Acker anvertraut, das Wort Gottes, die Wahrheit des Herrn ins Herz des Hörers gefallen. Nun ist es dessen Sache, sie wirken und reifen zu lassen und schließlich die Frucht aufzuweisen. Das Kernwort des Gleichnisses ist der griechische Ausdruck:

Von sich selbst bringt die Erde Frucht hervor.

Auf die Allmählichkeit des Wachstums ist gar kein Ton gelegt. Sondern die Tatsache ist ausgesagt und hervorgehoben, daß nach Übergabe des Samens allein die Erde selbst die Frucht zeitigen kann. Ohne menschliche Mithilfe bringt sie das Aufkeimen, die Ähren und schließlich den Weizen hervor. Und wie der Landmann keinen Einblick in die Art solchen Wirkens hat, wie er die Selbsttätigkeit der Erde nicht verstehen kann, wie viel er auch von Sonne und Regen und von der Bodenbeschaffenheit sprechen mag, so geht es auch dem Gottesknecht in seiner Arbeit.

Das Gotteswort von dem einen Heil in Christo hat er verkündet. Seine Aufnahme und Entwicklung aber muß er dem Boden überlassen, dem er es anvertraut hat.

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Wenn dieser das Aufgehen der Saat erkennen läßt, kann er es sehen und beobachten. Denn keinem rechten Arbeiter kann das Interesse fehlen, mit Sorgfalt Acht zu haben auf die Wirkung seiner Aussaat. Aber das Geheimnis des Vorganges kann er nicht ergründen. Auf welche Weise das Wort Boden gefaßt hat, wie es zu einem Entschluß des Herzens und dann zu einem Ausdruck des Wesens geworden ist, das vermag er nicht zu sagen oder zu verstehen. Weil er so das Wie dieses Werdens nicht begreifen kann, steht es auch gänzlich außer seiner Macht, es zu bewerkstelligen oder auch nur zu beschleunigen. Darum, wenn Du den Samen ausgestreut und ans Herz gelegt hast, so hast Du fürs erste Deine Arbeit getan. Nun warte auf des Ackers Anteil. Du kannst ihn nicht leisten noch verstehen.

Wir können aufs eindringlichste das Wort der Wahrheit verkünden, wir preisen den Herren Jesum als den einzigen Helfer, wir weisen ihnen nach, wie nötig sie ihn brauchen,

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wir sagen ihnen deutlich, was Er und sein Wort von ihnen verlangt, wir schließen ihnen den Schatz seiner Verheißungen auf, wir suchen ihnen den ganzen Christus der ganzen Schrift zu zeigen.

Aber mehr können und dürfen wir nicht tun. Jedes Überschreiten dieser Grenze, jeder Versuch des Eindringens in die Gebiete, die dem Handeln des Hörers zugewiesen sind, würde nur eine Scheinfrucht zur Folge haben, die schlechter ist als gar keine.

Wir wollen nicht Kinder sein, die den Samen immer wieder hervorgraben oder die emporkommenden Hälmchen größer ziehen wollen und so den Pflänzlein nur Tod bringen. Wir wollen Männer sein, die ihre Grenze kennen, die alles tun um den Samen günstige Bedingungen zu geben, die sich aber ebenso von jeder Einmischung in das frei halten, was Sache des Bodens ist.

Drum warte auf des Ackers Anteil. Du kannst ihn nicht tun noch verstehen.

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Aber noch ist die Arbeit des Landmanns nicht beendet. Abermals an einem entscheidenden Punkte hat sie von neuem einzusetzen, wie uns der kraftvolle Abschluß des Gleichnisses lehrt.

Von sich selbst bringt die Erde zum ersten das Gras, darnach die Ähren, danach den vollen Weizen in den Ähren! Wenn sie aber die Frucht gebracht hat, so schickt er alsbald die Sichel hin, denn die Ernte ist da.

Immer wieder ist der Landmann hinausgegangen sein Feld zu besehen. Über jeden Fortschritt hat er sich gefreut, und endlich, als der volle Weizen da ist, sobald sich die Frucht darbietet, zögert er keinen Augenblick, sondern sofort, so lautet der griechische Ausdruck, schickt er die Sichel hin, denn die Ernte ist da. Wir erinnern uns an den Herrn, wie er im Johannesevangelium den Samaritern sein Wort verkündet hatte, und wie es bei ihnen auf guten Boden gefallen war. Dies war der Anlaß, daß er zu seinen Jüngern sagte: "Hebet eure Augen auf und sehet in das Feld,

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denn es ist schon reif zur Ernte. (Joh.4,35-37). Und wer da schneidet, empfängt Lohn und sammelt Frucht zum ewigen Leben, auf daß sich miteinander freuen, der da säet und der da schneidet. Denn hier ist der Spruch wahr: "Dieser säet, der andre schneidet. Ich habe euch gesandt zu schneiden, daß ihr nicht habt gearbeitet "andere haben gearbeitet, und ihr seid in ihre Arbeit gekommen."

Deutlich hebt hier Jesus die Unterscheidung des Säens und Erntens in seinem Reich hervor, und dem Anlaß entsprechend bezeugt Er ausdrücklich, daß seine Jünger vor allem den Auftrag haben zu ernten und zu schneiden.

Es ist im Matthäus Evangelium, als soeben die Arbeit Jesu und seine Predigt ihren zusammenfassenden Abschluß gefunden hat, daß der Verfasser berichtet, wie Jesum des Volks jammert wie der Schafe, die keinen Hirten haben.

Da sprach Er zu seinen Jüngern: "Die Ernte ist groß, aber wenig sind der Arbeiter. Darum bittet den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter in seine Ernte sende." Die Propheten Jesu hatten den Samen gestreut. Die Saat war aufgegangen. Sie neigte sich zur Ernte und harrte der Arbeiter.

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So schließt unser Gleichnis im Einklang mit andern Herrnworten eine dritte Mahnung in sich:

Ernte die Frucht, wenn sie reif ist;

Denn das darfst und sollst Du.

Damals hat das Pfingstfest die große Ernte gebracht. Unermüdlich hatte Jesus gewirkt und das Wort verkündet, aber erst Sein Tod und Auferstehen, erst die Ausgießung des verheißnen Geistes brachte die Reife der Frucht.

Und sobald es die Jünger sahen, wie sich die Garben neigten und vollen Weizen in ihren Ähren darreichten, als sie die Früchte aufrichtiger Busse und völligen Glaubens an den Gekreuzigten wahrnahmen, da zögerten sie keinen Augenblick und brachten alsbald die Ernte ein. "Und wurden hinzugetan an dem Tage bei dreitausend Seelen."

Und so ist es fortgegangen im Reich Gottes. Wie auch später bei den Samaritern, so ist stets aufs neue die Saat aufgegangen; immer wieder harrte die reife Ernte auf ihre Schnitter, die die Garben in die Scheuer bringen sollten.

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So ernte auch Du, o Gottesknecht, die Frucht, wenn sie reif ist, denn das darfst und sollst Du!

Ermutige den, der in Busse und Glauben das Wort ergriffen hat, der als neuer Mensch die Früchte des Geistes aufweist! Zeige ihm die Schätze des Hauses Gottes und zieh ihn hinein in die christliche Gemeinschaft. Öffne die Tore weit, daß das Volk des Höchsten einziehe. Nimm die Geretteten hinein in die Gemeinde des Herrn, daß sie behütet werden vor Frost und Sturm, vor Raub und falscher Entwicklung! Die beste Frucht muß verderben und vergehen, wenn sie nicht eingeholt wird in die Scheuer des Herrn.

Drum ernte die Frucht,

wenn sie reif ist,

denn das darfst und sollst Du!

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II. Aber nicht nur für den Arbeiter des Herrn enthält unser Gleichnis reiche Belehrung und tiefe Ermutigung. Es ist auch ein eindringlicher Aufruf an das Land, mit einer gewaltigen Verheißung des Segens.

1. O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort! so hatte Jeremia gerufen und mit ihm alle Propheten. So war Johannes aufgetreten, und dafür hatte Jesus gelebt und gelitten. Und seitdem ist es der Ruf aller Seiner Zeugen:

Höre, Land, bringe Deine Frucht!

Denn niemand kann es für Dich!

So ist die andere Seite des Aufrufs, den wir zuerst hörten:

Freue Dich, Gottesknecht,

Du darfst arbeiten, doch nur in Deinen Grenzen!

Höre, Land, bringe Deine Frucht! Denn niemand kann es für Dich.

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Der Same ist gesät, das Wort verkündet. Alles ist vollbracht. Niemand ist unter uns, der es nicht gehört hätte, daß Jesus für ihn gestorben ist, der es nicht wüßte, daß der Erstandene uns neues Leben bringen will.

Wir alle wissen es, daß Gott die Sünde haßt und daß Er die Hingabe Seiner Geschöpfe fordert. Wir kennen den Ort, wo Vergebung zu finden ist, wir wissen von dem König, der uns haben will als Sein Eigentum und Seine Kinder. Jeder von uns hat seine eigene Bibel so nah und kann sie durchforschen und in ihr das Leben finden. Seht auf den Herrn, wie Er uns allen nahe ist mit Seiner Liebe und seinem Ernst, wie Er als der Vater alle zum Sohne zieht, daß sie alle von Gott gelehret werden. Und sehet den Sohn, wie Er dem Schächer vergibt, denkt an Seine Worte, die Er für die Sünder hatte, an Seine Kraft, mit der Er alle heilte. Denkt vor allem an Seine Erlösung, die Er vollbracht für jeden von uns.

Wie reich ist der Same ausgestreut! Nichts können wir tun, als ihn immer wieder anzubieten und auszubreiten. Stets aufs neue weisen wir hin auf das Wort des Lebens. Ohne Unterlaß bezeugen wir den, der alles für alle getan. Zur Zeit und zur Unzeit mahnen wir das Land, den Samen anzunehmen.

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Aber darin liegt unsere Grenze: Nicht können wir ihn für Dich empfangen, noch können wir jemand zwingen ihn Boden fassen und wachsen zu lassen. Wir haben nur zu bezeugen: Die Verantwortung liegt bei Dir.

Nimm das Wort des Lebens, denn es ist da für Dich! Überall soll der Same gesät werden. Kein Land ist zu schlecht oder zu entfernt für ihn. Gerade für Dich ist das Wort des Herrn da. Aber freilich, von dem Verhalten des Feldes hängt es ab, was aus ihm werden soll.

Der Acker umschließt den Samen. Er tut nichts, als daß er ihn duldet. So brauchst auch Du nichts anderes zu tun, als den Widerstand des natürlichen Herzens aufzugeben, der in uns allen so fest genistet ist. Drum schließe Dein Herz dem Herrn auf! Suche die Stätten, wo Du Sein Wort hören kannst. Vor allem vertiefe Dich selbst in Deine Bibel, und dann laß das Wort in Dir wirken, ohne daß die Liebe zur Sünde und die Interessen des Ich es immer wieder hinauswerfen. Gönne ihm einen festen Platz in Deinem Inneren und hindere es nicht, wenn es weiter um sich greift. Hörst Du auf dagegen zu kämpfen, so wird es bald das ganze Herz gewinnen und das ganze Leben erobert haben. Dann ist der Same aufgegangen und die Frucht sproßt empor.

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Höre, Land, bringe Deine Frucht!

Denn niemand kann es für Dich!

Nimm das Wort des Lebens,

denn es ist da für Dich!

Laß es wirken und reifen,

denn Dir ist's übergeben.

Schon einmal haben wir unsere Augen auf den Mittel- und Schwerpunkt unseres Gleichnisses gelenkt, so heißt sein Centrum, so beginnt sein entscheidender Satz. Von sich selbst bringt die Erde zum ersten das Gras, darnach die Ähren, darnach den vollen Weizen in den Ähren. Der Erde ist der Same anvertraut, und allein die Erde hat ihn zur Entwicklung zu bringen. Freilich tut Gottes Segen dem Felde not. Wohl ist das Wetter eine Bedingung des Wachstums. Jedoch der Acker ist es, der den Samen hält, aus ihm zieht die Pflanze ihre Nahrung, seine Sache ist es, sie zur Reife zu bringen.

So sind auch im Geistlichen die Lebensbedingungen von Gott gegeben. Nur von Ihm und Seinen Knechten rührt der Same her. Er weiß, welches Wetter ein jeder

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braucht und führt es zu seinem Segen empor. Aber die Arbeit des Ackers tut nicht Er. Menschen haben die Pflicht, das Wort den Herzen zu geben, deren Sache ist es, es aufgehen und Frucht bringen zu lassen; bei Gott aber steht es, das Gedeihen zu geben. Indes, allen will Er es geben, nur unsere Ablehnung kann ihn vertreiben. Sobald das Wort getroffen hat, beginnt ein großer Kampf. Je weiter es sich ausbreitet, umso mehr erkennen wir, wie es gilt, das ganze alte Wesen dran zu geben und von Grund aus ein Neuer zu werden. Wie viele, die so gern die Botschaft hörten,wandten sich ab, als die Kosten zu hoch und die Konsequenzen zu schwer wurden. Welche Verantwortung hat unser Herz!

Wie oft erstickt es das Wort, wie oft sucht es seinen Einfluß zu umgrenzen, als ob man die Wahrheit umgehen und anpassen könnte, als ob man mit Gott einen Teilcontrakt eingehen könnte!

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O wisse, mein Herz, das Wort will Dich ganz haben, es will Dich durchwachsen und durchströmen, es will Dich besitzen zu Deinem Heil!

Drum laß es wirken und reifen.

Denn Dir ist's übergeben!

Der größte Schatz ist Dein. Es handelt sich um Deine Ewigkeit. An der Stellung zu dem Wort in Deinem Innern hängt Leben und Tod. Erstickst Du es durch Verweigerung des Gehorsams und des Glaubens, läßt Du Dich nicht bringen zu der vertrauensvollsten Hingabe an Deinen Erlöser, so kennt es keine Rettung für Dich.

Läßt Du aber den Samen wirken und wachsen, gewährst Du ihm jeden Raum, den er fordert - und er verlangt Dich ganz - so wirst Du es voll Seligkeit erleben, wie die Frucht des Geistes in Dir reift, die Paulus so köstlich bezeichnet als Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit.

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Hast Du also den Herrn in Deinem Herzen, erfährst Du die Macht Seiner Gnade, so freue Dich auf die Ernte, denn man wartet auf sie. Wie die Engel im Himmel voll Freude sind über einen Sünder, der Buße tut, so hat auch Jesus nur auf den Augenblick gewartet, wo er die Frucht einholen kann in Sein Haus. So sei getrost, mein Bruder, meine Schwester, wie schwach Du Dich auch fühlst. Hast Du Dich dem Wort ergeben, hast Du Jesus angenommen als Deinen Herrn und Erlöser, so schützt Er Dich in Seiner Scheuer und behütet Dich vor Sturm und Gefahr. Meine Schafe hören meine Stimme, hat Er von allen gesagt, die Seinem Worte folgen, und sie werden nimmermehr umkommen, denn niemand wird sie aus meiner Hand reißen.

Und so wie Er sich freut über Dich, so alle die Seinen. Voll Liebe warten sie auf Dich, um mit Dir zu kämpfen gegen die Sünde, mit Dir in Seinem Wort zu wachsen, um einander zu stärken und zu schützen in allem Leid und Unbill.

Freue Dich, Gotteskind, und tritt ein in des Herrn Haus!

Hast Du die Kraft des Wortes erfahren und Jesum als Deinen Heiland ergriffen, so gehe hin und bekenne es vor aller Welt. Tritt ein in die Reihen Seiner Streiter, suche ihre Gemeinschaft und werde stark in dem Beweis Deines neuen Lebens! Noch stehen wir im kleinen Anfang. Aber Sein Reich wird siegen und von Triumpf zu Triumpf gehen. Eine Ernte nach der anderen hat Er schon jetzt den Seinen geschenkt. Jeder neue Sieg ist Sein Ruhm und ihre Wonne. Alles erwachende Leben hat Bedeutung für Gott und Sein Reich. Jedes neue Glied ist einzureihen, jede reife Ähre soll Sein Haus bereichern. Noch lebt das Reich nur mitten unter uns und tritt nur in wenigen in Erscheinung, während die weite Welt fern und ohne Verständnis ist.

Aber es kommt eine andere Zeit.

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Alle Propheten bis zur Offenbarung Johannes wissen von einem völligen Sieg des Herrn in der Geschichte. Doch bevor Seine Herrschaft beginnt, kommt der große Tag Seiner Wiederkunft, die gewaltige Ernte, von der der Täufer sprach: Er hat Seine Worfschaufel in der Hand; Er wird seine Tenne fegen und den Weizen in seine Scheune sammeln; aber die Spreu wird er verbrennen mit ewigem Feuer.

Nur die Frucht kommt in die Scheune, die sie schützt und schirmt. Dort gehört sie dem Herrn und harrt auf seine Verwendung. Aber die inhaltlose Spreu, alles Gewächs, das ohne Frucht ist, wird verbrannt in ewigem Feuer.

O daß wir die Mahnung unseres Textes vernähmen!

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O daß wir hörten auf das Wort des Herrn, daß wir arbeiten wie Er uns heißt, und daß wir uns bergen lassen, wie Er es will.

1. Es ist noch Raum!

2. Es ist noch Zeit!