Eberhard Arnold

Versammlungsprotokoll, 8. Januar 1935

[Arnold, Eberhard and Emmy papers - T.S.H.]

EA 329

Matthäus 10

Die Sendung Jesu Christi

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For Whit[sun] 1942>

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“The sending out of the disciples and apostles of Jesus is his true working commission according to which alone one can tread his way as he has trod it. The nearness of the Kingdom must be proclaimed in word and deed. … The distinguishing mark of this commission is readiness to bring upon oneself, in the most bitter conflict between spiritual powers, the hatred of all men, knowing that one must finally fall in the fight … the present age is facing its end … Jesus will come for the second time with authority and glory. then the rule of God shall be established over the whole earth.” E.A.

With greetings in unity to you both – and through you to Stanley, Charles, Hell and each of our novice brothers & sisters in England – from Guy and Eleanor.>

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Matthäus 10

Die Sendung Jesu Christi

Gemeindestunde, am 8. Januar 1935. (wieder gehalten Anfang März 1942)

Wir sind wiederum zusammengekommen, uns für den Dienst am Wort und für den Auftrag der Gemeinde stärken und klären zu lassen und dafür Gott anzurufen.

Es ist eine überaus wichtige und entscheidende Sache, die wir jetzt vor uns nehmen wollen. Es ist die Sendung Jesu, mit welcher er seine zwölf Apostel hinausgeschickt hat, die uns im 10. Kapitel des Matthäus-Evangeliums aufbewahrt worden ist und die wir auch im Lukas-Evangelium in anderen Worten finden. Es ist das die Sendung, welche für Franz von Assisi, für die gewaltige Bewegung der Arnoldisten, die Arnold von Brescia folgten und für die große evangelistische Aussendung der Waldenser maßgebend war. Es ist das die Aussendung, welche als ein Vermächtnis Jesu an seine Apostel zu betrachten ist, in welcher er ihnen den Auftrag gegeben hat, wie sie zu allen Menschen gehen sollten und wie sie sich bei dieser Sendung zu halten hätten und was ihnen bei dieser Sendung widerfahren würde. Gerade diese Worte Jesu haben geschichtlich die allergewaltigste Wirkung gehabt; denn sie haben auf der einen Seite der großen Volkskirche gezeigt oder hätten ihr zeigen müssen, dass deren Prediger völlig abwegig waren und sich ganz und gar von dem entfernt hatten, was Jesu seinen Aposteln als seinen Gesandten aufgetragen hatte. Andererseits sind sie geschichtlich von gewaltiger Bedeutung, weil alle diese Bewegungen vieler Jahrhunderte sich auf diese Worte berufen haben und sich berufen mussten; die Apostel sind hinausgegangen in der Armut und in der Liebe in der Verkündigung des Evangeliums und des kommenden Reiches Gottes.

Sie gingen hinaus in der Armut und in der Liebe, weil sie an ihrer ganzen Lebenshaltung darstellen wollten, an ihrem gesamten Verhalten, dass sie nichts mehr für sich selbst suchten und dass sie das Evangelium umsonst weitergeben mussten und dass sie sich zu den Ärmsten und Erniedrigsten und Geringsten unter allen Menschen halten mussten. Das war die ungeheure Bedeutung dieser Sendungsworte Jesu Christi. Und die Bewegungen des Mittelalters, die sich vor der Reformationszeit durch mehrere Jahrhunderte hindurch gezogen haben, die sich auf diese Worte bezogen haben und von diesen Worten erweckt, angeregt und bewegt waren, haben den Geist der vier Evangelien in einer solchen Bestimmtheit und Klarheit vertreten mitten in der Finsternis der

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immer reicher werdenden Kirchen und ihrer Kirchenfürsten, dass man aus einem Staunen, aus einer Verwunderung in die andere verfällt, wenn man diese Bewegungen zu überblicken versucht. Und diese Bewegungen waren es, mit welchen durch die Ketzerschulen, auch durch die Ketzerschule in Basel der Ursprung der neuen Taufbewegung und Erweckungsbewegung zusammenkam. Denn jene Männer, die in Zürich zuerst mit Zwingli gemeinsam und dann von Zwingli verfolgt den neuapostolischen Weg aufgerichtet haben, standen zweifellos mit diesen Bewegungen in innerstem und wesentlichstem Zusammenhang. Wie auch im Lande Mähren ist es wiederum eine wunderbare Fügung gewesen, dass unsere Hutterischen Gemeinschaften mit diesen Bewegungen in einer gewissen Nachbarschaft lebten, die zwar nicht immer zu einer völligen Gemeinschaft geführt hat, die aber doch eine wunderbare Vorherbestimmung, eine wunderbare Voraussicht Gottes beweist. Hier also müssen wir einsetzen, wenn wir auf die Aussendung der Diener am Wort, für die eigentliche und wirkliche Aussendung den Dienst am Wort beauftragen und bevollmächtigen wollen.

Ich sende euch! Geht hin, ihr meine Zwölfe,

Erobert mir die Welt!

Ich sende euch wie Schafe unter Wölfe.

Wehrlos zieht ihr ins Feld;

Doch wandelt mutig eure Bahnen,

Ihr ziehet mit geweihten Fahnen:

Steht wider euch des Satans ganzes Reich;

Ich sende euch!

Lasst uns das Wort hören, mit dem Jesus, nachdem er eine Nacht im Gebet zugebracht hatte, seine Sendlinge ausgesandt hat.

Und er rief seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen Macht über die unreinen Geister, dass sie die austrieben und heilten allerlei Krankheit.

Die Namen aber der zwölf Apostel sind diese: der erste Simon, genannt Petrus, und Andreas, sein Bruder; Jakobus, des Zebedäus Sohn, und Johannes, sein Bruder; Philippus und Bartholomäus, Thomas und Matthäus, der Zöllner, Jakobus, des Alphäus Sohn, Lebbäus, mit dem Zunamen Thaddäus; Simon von Kana und Judas Ischariot, welcher ihn verriet.

Diese Zwölf sandte Jesus aus, gebot ihnen und sprach: Gehet nicht auf der Heidenstraße und ziehet nicht in der Samariter Städte, sondern gehet hin zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel. Geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!

Macht die Kranken gesund, reinigt die Aussätzigen, weckt die Toten auf, treibt die Teufel aus. Umsonst habt ihr’s empfangen,

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umsonst gebt es auch.

Ihr sollt nicht Gold noch Silber noch Erz in euren Gürteln haben, auch keine Tasche zur Wegfahrt, auch nicht zwei Röcke, keine Schuhe, auch keinen Stecken. Denn ein Arbeiter ist seiner Speise wert.

Wir erfahren es im Markus-Evangelium, dass Jesus vor dieser Tatsache, vor dieser Handlung, in welcher er die zwölf Apostel hinausgesandt hatte, auf einen Berg ging, um für sich allein zu beten, und dass er dort auf diesem Berg wartete und ausharrte bis er die Zwölf beauftragte, nachdem er im Gebet die ganze Nacht zugebracht hatte.

Es ist nur selten aufgezeichnet, dass Jesus eine ganze Nacht in Gebet zugebracht habe und jedes Mal, wenn er es tat, tat er es draußen in der abgelegensten Natur, wo er den Atem Gottes ohne die Störungen der Menschen empfand und seinen Geist in sich aufnahm. Und jedes Mal, wenn er eine solche Nacht im Anrufen und Rufen zu Gott zubrachte, war es etwas Entscheidendes, was in seiner Lebensgeschichte geschehen sollte, wie die Aussendung der zwölf Apostel Jesu, des Sohnes der Maria.

Die Rückkehr der zwölf Apostel von ihrer Sendung!

Zweifellos war das eine tiefe Erschütterung in dem Herzen Jesu. Denn wohl waren große Dinge geschehen durch diese Sendung und er musste sehen, dass die Machtstellung des Teufels gebrochen war. Wohl musste er die Apostel mahnen, dass sie die Beweisungen ihrer Gaben nicht überschätzen sollten, dass sie sich nicht zu sehr freuen sollten daran, dass ihnen die Geister untertan waren, sondern daran, dass sie in dem Buch des Lebens eingetragen, dass sie Teilhaber sein dürften als Begnadigte an dem kommenden Leben des Gottesreiches.

Trotzdem war die Tatsache dieser Aussendung der Zwölf und die Sachlage, die sich auf Menschen um Jesus herum richtete, geeignet, ihn in die Stille zu treiben.

Die Aussendung der Apostel hat nicht die sofortige Wirkung gehabt, dass das Volk Israel für das Reich Gottes bereit gewesen wäre. Die Aussendung der zwölf Apostel hat nicht das unmittelbare Resultat gehabt, dass jetzt das Reich Gottes die ganze Erde ergreifen könnte. Ganz im Gegenteil! Der Widerstand der höher gestellten Kreise verschärfte sich. Die Großen in den politischen Kreisen und die Großen in den kirchlichen Kreisen wendeten sich nunmehr umso stärker gegen Jesus. Und er spürte und empfand es, dass die Stunde noch nicht gekommen, in welcher allen Menschen alles gesagt werden konnte.

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So begann er seine Rede zu verbergen in Gleichnissen, in Bildern, die vollkommen unverständlich und unzugänglich waren für alle die Theologen und großen Köpfe, welche den Geist Gottes nicht empfangen hatten. Und diese Gleichnisse und Bilder sagte er den Wenigen, die er zu seinen Schülern berufen hatte. Nicht sie hatten ihn erwählt, nicht ihnen war es zugekommen, dass sie Ja gesagt hätten wie in der Demokratie: Wir wollen diesen Führer! Keineswegs! Sondern er, der Führer, wählte seine Leute! Er suchte seine Leute aus. Er sammelte sie. Er holte sie heraus. Er brachte sie zusammen. Er zog sie an sich heran. Er zog sie sich auf. Und das war die Jüngerschaft Jesu, die Schülerschaft. Nichts ist hier von der pietistischen Sentimentalität, dass sie Jesu nachfolgten durch die Kornfelder und rauschenden Wälder und dass es so schön war, in den Fußstapfen des Heilands zu wandeln. Nichts von alledem! Hier ist ein geistiger Unterricht, ein scharfes Denken und ein tiefes inneres Ergriffensein der Herzen in der Schule Jesu Christi. Tag und Nacht wurden sie unterrichtet. Sie mussten dabei sein, wenn er mit dem Volk sprach, wenn er die Kranken heilte und die Teufel austrieb. Sie mussten hören, wenn er stundenlang sprach; und ihnen sagte er’s gleichsam ins Ohr, wenn Fremde nicht zuhörten: die Geheimnisse des Reiches Gottes. Und drängten sich Neugierige hinzu, die etwas hören wollten, dann sprach er zu ihnen in verhüllten Gleichnissen, die nur seine Schüler verstehen konnten, die anderen aber gingen kopfschüttelnd wieder weg. Eine merkwürdige Prophetenschule! Das merkwürdigste war, dass er seinen Schülern sagte, dass er zum Tode gehen musste. Eine Voraussage seines baldigen Todes nach der anderen wurde ihnen ins Ohr und ins Herz gesagt. In diesem Zusammenhang müssen wir begreifen, welche Aussendungsrede er den Zwölfen sagte. Und wenn auch diese Sendung vorübergehend unterbrochen war durch das Verhalten des Volkes und seiner Großen, so blieb dennoch diese Sendung als das eigentliche Testament Jesu an seine Jünger bestehen, als das Vermächtnis in dem Sinne der Bevollmächtigung Jesu, wie seine ausgesandten Diener zu wirken und zu leben haben, wenn sie zu den Menschen gehen. Wichtig ist, dass in diesem Zusammenhang die Namen der Schüler Jesu so nachdrücklich aufgezählt werden. Damit werden wir in die ganze Geschichtlichkeit des Ereignisses hineingestellt. Wieder ist es nicht ein romantischer Begriff der Jünger Jesu, sondern eine harte Historizität, eine harte Geschichtlichkeit ganz bestimmter Personen, die es nur einmal gegeben hat und die es niemals wieder gegeben hat, die mit dieser Sendung beauftragt sind, Personen, deren Charakterschwächen und Eigenheiten wir, besonders, wo sie im Dienst hervortreten mussten, überaus deutlich kennenlernen, Personen, deren Glaubenskämpfe wir ganz tief zu erfassen suchen, Menschen mit ihrem Temperament, mit ihrer

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inneren Gefühligkeit, Menschen von Fleisch und Blut mit ihren Ecken und Kanten, mit ihren Härten und Weichheiten. Und diese Menschen werden namentlich bezeichnet. Das ist wichtig für die Sendung. Und nun wird diesen Menschen ein Auftrag gegeben, und dieser Auftrag ist ungeheuer. Bevor in einzelnen Worten umschrieben wird, was sie zu tun und zu vermeiden haben, wird ihnen die Vollmacht erteilt, eine Vollmacht, die sich nicht auf Menschen bezieht, sondern auf geistige Wesenheiten, auf das, was wir vor einigen Tagen als die Atmosphäre bezeichneten. Das ist überaus wichtig. Menschliche Machthaber übertragen ihren Nachfolgern die Macht über Menschen. Das tut Jesus niemals. Sondern er überträgt denen, die mit seinem Geist und mit seiner Atmosphäre begabt werden, die Macht und über geistige Wesenheiten und geistige Atmosphären; denn Jesus weiß: hier handelt es sich nicht um den Kampf um Menschen, Am allerwenigsten um bessere oder schlechtere, um frommere oder unfrommere Menschen, sondern hier handelt es sich um einen Kampf zwischen Geistern, und wenn also Menschen hinausgesandt werden sollen mit dem Auftrag Jesu Christi, dann brauchen sie nichts dringender als eine Vollmacht, die den geistigen Wesenheiten gewachsen ist, welche in der Luft, in der Atmosphäre herrschen. Freilich, gegen Fleisch und Blut hatten sie auch zu kämpfen, aber das war unwesentlich, wie es auch unwesentlich war, ob dabei ihre Leiber getötet oder ins Gefängnis geworfen werden. Das allein Wesentliche war der Kampf mit den Geistesmächten, die in der Atmosphäre herrschen, in der Atmosphäre, welche zwischen den Menschen herrscht und regiert. Deshalb gab Jesus seinen Zwölfen die Vollmacht über die unreinen Geister, dass sie dieselben austrieben und alle Seuche und Krankheit heilten. Eine überaus wesentliche Charakteristik der Atmosphäre, die alle Völker und alle Zeitgeschichte beherrscht, ist die Unreinheit und Unsauberkeit der Beziehungen der Menschen untereinander. Wenn wir diese charakteristische Kennzeichnung der Atmosphäre nicht verstehen und ernst nehmen, können wir niemals in die Jüngerschaft Jesu eintreten. Denn wir müssen wissen, dass die Sendung zu den Menschen einen letzten Entscheidungskampf mit der Unreinheit und Unsauberkeit der Atmosphäre herausfordert, in welcher die Menschen leben. Diese Unsauberkeit trägt den Stempel der Unwahrhaftigkeit und der Lüge, des Mordes und der Untreue. Auf keinem Gebiete wird mehr gelogen als auf dem der vermeintlichen Liebe. Auf keinem Gebiete werden mehr falsche Schwüre geleistet als auf dem der menschlichen Leidenschaft. Die unsauberen Geister sind die Geister der Lüge. Auf keinem Gebiete werden mehr Seelen umgebracht und mehr Menschenkinder im Mutterleibe gemordet und mehr Möglichkeiten neuer

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Schöpfungen Gottes erwürgt und abgewürgt als auf dem Gebiet der Leidenschaft zwischen den Menschen, jener Leidenschaft, die man fälschlich Liebe nennt, auch wenn keine wirkliche Liebe von Geist zu Geist, von Herz zu Herz und von Seele zu Seele gegeben ist.

Die unsauberen Geister sind recht eigentlich die Mordgeister, die in der Luft herrschen. Und wenn alle Kriege abgeschafft wären, so müssten die Pazifisten inne werden, dass der Mordgeist nicht abgeschafft ist, solange die Unreinheit die Atmosphäre zwischen den Millionen erfüllt. Eben dasselbe gilt vom Mammon. Denn wenn auch die Sklaverei in großen Ausmaßen im Verlauf der letzten Jahrhunderte abgeschafft worden ist, obwohl sie immerhin noch in einem Bruchteil von vielen Tausenden besteht, wenn auch nicht in der alten Form des Sklavenmarktes, so wird die Sklaverei nicht allein fortgesetzt in der Unterdrückung des Proletariats und in der Aussaugung und Ausnutzung seiner Arbeitsstunden, sondern vor allem auf dem Gebiet der unreinen und unsauberen Geister.

Es hat einmal jemand gesagt: jeder Mensch ist käuflich, die einen nur für Millionen, die anderen nur für Tausende und die Armen für wenig, aber käuflich sind sie alle. – Es gibt keinen erbärmlicheren Handel mit Menschenleibern als den der Kauf-Ehe, der Mitgift-Ehe und der Prostitution.

So ist denn die Vollmacht über die unreinen, unsauberen Geister zugleich die Vollmacht über den Mammon. Dazu also beauftragt Jesus seine Zwölf, dass sie Vollmacht hätten über diese Geister. Und es sind die Geister des Todes. Scheinbar ist es ein Lebensrausch, wenn die unreine Leidenschaft über den Menschen kommt, in Wahrheit aber ist es ein Todesrausch, in welchem die Menschen ihre Seele abtöten, ihr innerstes Sein zerstören, in Wahrheit ist es ein Selbstmord, in den sie sich in unsinnigem Wirbel stürzen. Alle Krankheit der Menschen, alle Perversität der Leiber und Seelen steht in einem geheimnisvollem Zusammenhang mit diesen unsauberen Geistern. Deshalb wird Auftrag gegeben und Vollmacht erteilt, dass die ausgesandten apostolischen Zeugen allerlei Seuche und Krankheit heilen sollten.

So erfahren wir es in dem Evangelium Johannes, dass er jenen geliebten Menschen, der offenbar ein Rückenmarksleiden hatte, von seinem Leiden heilte und ihm zugleich sagte, dass ihm seine Sünden vergeben seien. Aber oft handelt es sich nicht nur um eine Sünde des Einzelnen, welche diese Krankheit verursacht hat, sondern sehr oft ist es die Sünde der Väter und Vorväter. Und jener oft nur unklare Begriff, Gott sucht die Sünde der Väter heim bis ins

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dritte und vierte Glied, das ist eine Tatsache. Deshalb darf man nicht den Einzelnen verurteilen für seine Sünde. Denn man kennt die Zusammenhänge mit dem Schlechten nicht. Aber man muss sich klarmachen, dass alles, was zum Tode führt, letztlich vom Teufel und seinen unreinen Geistern herrührt. Deshalb bekamen die Jünger Jesu als die Ausgesandten des Lebens, als die Ausgesandten des zukünftigen Gottesreiches die Vollmacht auch über die Krankheiten, dass sie allerlei Seuche und Krankheit heilen sollten. Diese Bevollmächtigung ging dem allen voraus. Viel wichtiger als alle Worte der Weisung und Wegweisung ist die Bevollmächtigung, die Kraft erteilt, gegen die unreinen Geister vorzugehen und Macht erteilt über ihre Wirkungen und Krankheiten.

Nun aber geschieht die Unterweisung. Und das Erste, was Jesus den Ausgesandten sagt, ist dieses: dass sie nicht auf die Straßen der Heiden und Völker und Mischvölker ziehen sollten, sondern sie zu den verlorenen Gliedern des Gottesvolkes gehen sollten. Das also ist das Erste, dass die Ausgesandten nicht auf den ausgetretenen breiten Straßen der Menschenmassen gehen sollen, die das Reich Gottes nicht erwarten, und die sich nach dem Reich Gottes gar nicht sehnen. Dahin gehören sie gar nicht in ihrer Aussendung. Auf diese Massenversammlungen auf der großen Straße der Menschheit kommt es durchaus nicht an bei der Sendung Jesu, sondern auf solche, die eigentlich schon zum Gottesvolk hätten gehören sollen, die aber dennoch dieser Sammlung dieses Gottesvolkes verloren gegangen sind. Zu solchen also sollen sie gehen, die eigentlich schon berufen und gesammelt waren, die aber dennoch diesem Ruf und dieser Sammlung verloren gegangen waren. Zu solchen also sollen sie gehen, die bereits Zeichen des Bundes empfangen hatten, Zeichen jenes Bundes, den Gott mit seinem Volk geschlossen hatte und immer wieder schließen wollte, die aber trotz dieser Zeichen dem Bunde selbst verloren gegangen waren, Menschen also, die von dem Geist der Erwartung schon gepackt und bewegt waren, deren Leben aber der Sache dieser Erwartung verloren gegangen war. Zu diesen also werden die Apostel gesandt, zu denen, die eigentlich zu Simon und Hannah hätten gehören sollen, die eigentlich zu Maria und Elisabeth, der Mutter Johannes des Täufers, hätten gehören sollen, die aber diesem Kreis der Erwartenden verloren gegangen waren. Zu diesen Menschen, die geweckt waren und wieder eingeschlafen sind, die gerufen waren und dem Ruf untreu geworden sind, zu diesen Menschen, die von der Erleuchtung getroffen waren und wieder verdunkelt worden sind. Zu diesen sind die Apostel gesandt. Wenn sie aber nun zu diesen Menschen kommen und gelangen, dann haben sie die Hauptsache auszusprechen. Und diese Hauptsache ist die Sache,

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um die es geht. Hier geht es nicht pietistisch und methodistisch zu: Komm her, du arme Seele, du sollst gerettet werden und Vergebung der Sünde erlangen , das ist wohl auch dabei. Aber das ist nicht die Hauptsache. Die Hauptsache ist die Sache, um die es geht: Das Reich Gottes ist nahe herangerückt! Das ist die Sache. Das von dem Himmel herabgekommene Gottesreich dringt heran. Ganz dieselbe Auskündigung haben die Apostel zu vertreten, die Johannes dem Täufer und Jesus selbst in den Mund gelegt war durch den Geist. Ohne diese Sache gibt es keine Auskündigung, ohne diese Sache gibt es keinen Dienst am Wort, ohne diese Sache gibt es kein Apostolat und keine Jüngerschaft und Schülerschaft Jesu Christi. Es ist der geschichtliche Tatbestand, dass das Gericht über die Völker nahe herangerückt ist und dass es sehr bald dazu kommen wird, dass Gottes Wille herrschen wird und allein auf der Erde regieren wird über alle Völker und über alle Welten, dass es zum Frieden und zur Gerechtigkeit kommen wird von innen heraus, in der Beseitigung und Überwindung aller Gegengeister, dass es zur Entthronung und zum Sturz aller anderen Obrigkeiten, vor allem aller Obrigkeiten der Atmosphäre des bösen Geistes, der der Gott dieser Welt und der Zeitgeist ist, kommen wird. Das Reich Gottes ist naheherangerückt! Das ist die Botschaft des Apostolats, wie es die Botschaft Jesu und aller Apostel und Propheten gewesen ist. Comment by Emmy Maendel: Not in copy II

Nun wird den Aposteln nochmals gesagt, wie sie ihre Vollmacht gebrauchen sollten. Das Reich Gottes kann ja nicht anders zur Herrschaft gelangen als, indem das Reich der Dämonen beseitigt wird, indem das Reich des Satans zertrümmert wird. Was ist dagegen aller Völkerbund, aller Pazifismus. Da ist keine Vollmacht, die satanische Macht zu brechen, die dämonische Macht und Gewalt zu brechen. Jesus sagt seinen Aposteln zugleich, was sie zu tun haben, um diese satanische Macht zu zerstören, welche dem Reich Gottes im Wege steht: Macht die Kranken gesund, reinigt die Aussätzigen, weckt die Toten auf, treibt die Teufel aus. Anders kann die Macht des Unfriedens und der Ungerechtigkeit nicht gebrochen werden. Anders kann die Macht des Todes und der Krankheit, der Unreinheit und der Lüge nicht gebrochen werden, als hier in dem Kampf der Atmosphären, in dem Kampf gegen die Todesgewalten, die die Menschheit zerstören. Der Auftrag der Krankenheilung und der Reinigung der Leiber ist der Anfang. Die Totenerweckung aber und die Austreibung der dämonischen Geister ist der Gipfel dieser Vollmacht. Hier stehen wir still – hier müssen wir verstummen; denn diese Vollmacht haben wir hier in unserer Zeit nicht empfangen. Leichname, die schon im Sarge waren oder schon im Grabe waren, haben wir noch nicht auferweckt. Soweit aber geht das Apostolat Jesu und soweit geht seine Vollmacht. Sehen wir ab von uns, so müssen wir sagen: Hier ist die ganze Wirklichkeit des herannahenden Reiches Gottes im Apostolat gegeben. Und nun begreifen wir

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auch, warum Jesus, nachdem dieses Apostolat nicht jene Wirkung gehabt hatte, die er gewünscht hätte, in den Tod gegangen ist und auferweckt worden ist von den Toten. Die Auferstehung von den Toten ist das eigentliche Geheimnis des Reiches Gottes; denn der Tod ist der letzte Feind, der überwunden werden muss, wenn Gott herrschen soll. Zu diesem Tod gehört die Besitznahme der Menschen durch die bösen Geister, durch die Dämonen, durch die unsauberen Geister der Lüge und der Untreue. Nicht alle Menschen sind völlig in Besitz genommen von diesen Geistern, sondern bei vielen Menschen ist es vielmehr so, dass die Atmosphäre, welche zwischen den Menschen schwebt und schwingt, sie umgibt und umlagert. Sie sind gleichsam umsessen und eingezingelt und umzingelt von den unreinen Geistern. Sie haben gar keine Möglichkeit auszuweichen, weil von allen Seiten diese Geister sie umklammern. Keinen einzigen reinen Atemzug vermögen sie zu tun, keinen einzigen reinen Gedanken vermögen sie zu fassen, weil die ganze Luft, in der sie leben, von der Phantasie dieser Geister angefüllt ist. Das Phantom dieser unreinen Geister umschwebt sie. Ganz nahe stehen sie an der Besessenheit wie Judas, der mitten unter den Jüngern Jesu war und hier mitten unter den Ausgesandten schon lange Zeit umlagert war von dem Geist des Mammons und der Untreue, dennoch aber fuhr der Teufel erst dann in ihn und nahm ihn von innen heraus völlig in Besitz, als er nach der Tischgemeinschaft (und bei der Tischgemeinschaft) in die Nacht hinausging, um Jesus zu verraten und an seine Mörder auszuliefern. Spielen wir nicht mit dem Gedanken der Besessenheit, das dürfen wir nicht; denn sie ist dem Tode so nahe verwandt, dass wir uns sträuben sollten, ihren Tatbestand anzunehmen, bevor es nicht vollkommen erwiesen ist. Wenn aber Menschen gänzlich in Besitz genommen sind von diesen bösen Geistern der Unreinheit und des Mordes und der Lüge und des Mammons, von diesen unsauberen Geistern der Finsternis, auch dann gibt es Rettung, aber Rettung nur in der apostolischen Vollmacht, wie sie hier den Jüngern Jesu anvertraut war, sonst nirgend und niemals. Denn hier geht es um den Tod der Seele. Die Austreibung der dämonischen Geister ist der Auferweckung der Toten am nächsten verwandt. Von allen Bevollmächtigungen und Taten, die den Apos-

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teln in die Hand gegeben wird, hat keine noch so lebensgefährliche oder tödliche Krankheit, wenn sie von den Aposteln geheilt wird, auch nur entfernt die Bedeutung wie die Austreibung der Dämonen aus den Leibern der Menschen.

Wo aber wahrhaftig Gemeinde ist, wo Erwartung des Reiches Gottes ist, wo tatsächliche Mitteilung des heiligen Geistes ist, wo die die Kräfte der zukünftigen Welt hereinfluten, wo die erwartende Gemeinde versammelt ist, dort gibt es Austreibung der Dämonen aus den Leibern der Gebundenen und Besessenen. Das beweisen die Schriften des Neuen Bundes. Bei der Taufe, beim Abendmahl und bei anderen feierlichsten Gelegenheiten wurden die Teufel ausgetrieben in der ersten Gemeinde. Und wir dürfen uns nicht wundern, dass ebenso wie in dem Leben Jesu und in der Zeit des frühen Christentums auch unserem Gemeindeleben immer wieder schwere Psychopaten zu nahen pflegen und immer wieder schwer leidende Menschen sich anzuschließen versuchen, Menschen, die vielleicht noch nicht ganz besessen sind, sodass eine wirkliche Austreibung wie eine Erweckung aus dem Tode nötig ist, aber doch stark umlagert sind, und die vielleicht hier und da auch wirklich völlig in Besitz genommen waren von den bösen Geistern des Abgrundes. Wo Jesus hinkam, erschienen die Besessenen; denn das ganze Reich des Abgrundes wurde aufgeboten gegen den Fürsten des Lebens, der das Reich Gottes nahe heranbrachte an die Menschen und an ihr gequältes Leben. Deshalb ist dieses eins der entscheidensten Worte, - eins der Worte der Proklamation seines ganzen Lebens, wenn er gesagt hat: wenn ich durch den Geist Gottes die Dämonen austreibe, so ist das Reich Gottes bereits zu euch gekommen. – Deshalb also dieser Auftrag des Apostolats!

Wenn nun so ungeheure Dinge den Menschen aufgetragen werden, so ist man damit hineingestellt mitten in die ungeheure Gegensätzlichkeit. Denn sonst ist unter den Menschen alles käuflich. Gerade das, was das Seltenste und Unerhörteste ist, das hat unter den Menschen den größten Preis. Es hat einmal einer der hervorragendsten Diplomaten ausgesprochen: Alle Menschen sind käuflich, nur der Preis ist verschieden. Je kleiner die Leute sind, umso billiger sind sie käuflich. Deshalb fährt Jesus fort: Umsonst habt ihr bekommen, umsonst gebt ihr es! Bedenkt, was das bedeutet, in der Comment by Emmy Maendel: not included in copy II

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Welt der allgemeinen Käuflichkeit. In die Welt des Mammons tritt das Allergrößte, was überhaupt möglich ist. Gerade das ist umsonst. Wenn man sonst einen bedeutenden Arzt kommen lässt, etwa aus Wien oder aus Berlin oder aus Paris, so muss man Tausende auf den Tisch legen, während ein gewöhnlicher Arzt sich mit hundert oder zehn Mark begnügt. Hier wird gesagt: Umsonst habt ihr es bekommen! Umsonst gebt ihr es.

Das ist die antimammonistische Lösung, die gegen jeden Vorteil gerichtet ist. Es ist die Proklamation der Eigentumslosigkeit, der Einnahmelosigkeit, die Proklamation dessen, dass die, die in seiner Sendung stehen, kein Geld vereinnahmen sollen, dass sie eigentumslos sind in allem, was ihre eigene Person betrifft. So geht es weiter: Ebenso wie ihr für alle eure Dienste auch nicht ein Geldstück, auch nicht einen roten Heller annehmen dürft, ebenso dürft ihr auch bei euch selbst kein Geld tragen. Ihr müsst, was eure eigene Person betrifft, ganz ohne Geld sein, vollkommen bargeldlos; denn das Geld gehört zum Mammon und zum Wesen des Mammons, und ihr sollt auf eurem ganzen Lebensweg beweisen, dass ihr gar kein Eigentum mehr habt, vor allem gar kein Eigentum an Geld; denn das Geld ist der geistloseste Ausdruck des Besitzes. Davon dürft ihr auch nicht das Geringste bei euch und für euch haben. Aber auch weiter: Nicht einmal einen großen Beutel oder einen großen Sack oder einen Rucksack mit allerlei Vorräten und Sachen, nicht einmal zwei Kleider oder zwei Anzüge, nicht einmal Schuhe und Stöcke sollt ihr bei euch haben. Also, ihr sollt den Charakter und die Darstellung der völligen Eigentumslosigkeit zu den Menschen bringen. Wenn ihr das nicht tut, seid ihr keine Apostel. Die völlige Armut ist das Kennzeichen des Apostolats, ebenso wie die völlige Reinheit das Kennzeichen des Apostolats ist. Zwischen diesen beiden Kennzeichen gibt es keinen Unterschied; denn der Mammon ist der Teufel, wie die unreinen Geister die Kämpfer seiner Armee sind.

Johannes der Täufer hatte gesagt: wenn jemand zwei Röcke hat, so gebe er dem, der keinen hat. Wenn jemand an Kleidungsstücken irgendwo zwei Sachen hat, während ein anderer nicht eins davon hat, der gibt dem, der keins hat; sonst seid ihr zum Reich Gottes nicht bereit.

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Denn das Reich Gottes ist ja ein Reich der praktischen Liebe und der wirklichen Gerechtigkeit. Deshalb sollen die ausgesandten Brüder dieses Zeichen an sich tragen, dass das an ihnen erkennbar sei. Nicht buchstäblich, nicht wie ein neues Gesetz, wie die Franziskaner sich von einem anderen die Fahrkarte kaufen lassen, aber keinesfalls selbst kaufen. Nicht in eine heuchlerische Gesetzlichkeit, nicht in einen Buchstabendienst dürfen wir verfallen, (nicht eine nova lex – die fünf Gebote der Bergpredigt, wie es Nils uns vorreden will). Viel tiefer, viel ernster, viel wahrer ist es gemeint, wie es im Huttertum seine Erfüllung gefunden hat, dass die Glieder der Gemeinde mit Geld gar nichts zu tun haben, dass die persönliche Eigentumslosigkeit eines jeden Gemeindegliedes von vornherein und für immer feststeht, dass alle Menschen erkennen, dieser Mann hat nichts, weder Geld, noch Mantel, noch Rock, noch Rucksack und Inhalt des Rucksacks. Er hat wirklich nichts. Je deutlicher das an der Lebenshaltung, an dem mangelnden Geld und Gepäck erkennbar ist, desto näher kommen wir der apostolischen Sendung, als einer Annäherung, die so weit wie irgend nur möglich geschenkt werden muss. Keinerlei Mechanismus oder Nachahmung kann uns dazu führen. Das sehen wir ja schon an der Auferweckung des toten Jünglings, - zu der wir gar nicht imstande sind. – Nur durch den heiligen Geist wurde das innere Einmünden in diese Reinheit und Vollmacht und Eigentumslosigkeit möglich. Dann wird auch der äußere Aufbau unserer Aussendung das immer deutlicher erkennen lassen. Wir können aber nicht damit anfangen, sondern wir müssen von innen her beginnen. Die völlige Absage an alle Unreinheit und alle Mammonisterei muss so tief bei uns eingreifen, dass auch in der apostolischen Armut diese Besitzlosigkeit offenbar wird und es in Erscheinung tritt: kein Mantel, kein Rock, kein Groschen Geld, keine Schuhe, kein Rucksack! Nun aber kommt etwas ganz Merkwürdiges, was der Welt ganz unbekannt ist: Ein Arbeiter ist seiner Speise wert. Das ist Franziskanertum. Das ist Bettlertum. Was braucht ihr Geld bei euch zu haben, ihr bekommt ja überall geschenkt, was ihr braucht. Ihr werdet überall euer Leben fristen können und mehr wollt ihr gar nicht. Ihr werdet überall von Bettel und Gastfreundschaft existieren können, von Haus zu Haus, von Stadt zu Stadt; aber nichts werdet ihr mitnehmen; denn ihr bleibt der Eigentumslosigkeit treu.

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Wenn ihr aber in eine Stadt oder in ein größeres Dorf kommt, so erkundigt euch, ob es dasselbe wert sei. Ist es es wert, so geht hinein. Ist es es aber nicht wert, so geht heraus aus dieser Stadt. Wahrlich, ich sage euch, dem Lande der Sodomer und Gomorer wird es erträglicher gehen am Jüngsten Gericht, denn solcher Stadt. Diese Worte von Vers 11 bis 15 gehören ganz zusammen, es ist ein und derselbe Satz. Wenn ihr so als Bettler Jesu Christi, seiner Eigentumslosigkeit, seiner Teufelsüberwindung, seines nahenden Reiches von Ort zu Ort geht, dann müsst ihr die Menschen finden, von denen vorhin gesagt war, dass sie eigentlich zum Volk Gottes gehören, aber dennoch verloren gegangen sind für dieses Volk. Ihr müsst die Menschen finden, denen euer Ruf entspricht, so wie eine Bergwand als Echomöglichkeit dem Ruf entspricht. Ihr müsst die Menschen des Echos finden, die Menschen des Widerklangs, die Menschen des Mitschwingens, in denen die Atmosphäre des heiligen Geistes bereits ihr Werk hat, die euch mit Freude entgegenspringen, die euch mit Begeisterung entgegenschwingen, die Menschen, die bereit stehen in der heiligen Erwartung, die Menschen, die wirklich ganz innerlich und wesentlich dem entsprechen, was ihr zu sagen und zu tun habt. Nur diese Menschen sollt ihr finden, nur zu diesen Menschen seid ihr gesandt. Nun bedarf es eures innersten Sinnes, eurer innersten Eingebung, der Leitung des heiligen Geistes, dass ihr sie wirklich findet. Wenn ihr an irgendeinen Ort kommt, ist dieses eure Aufgabe, eure erste und letzte Aufgabe, diese Menschen zu finden. Deshalb werdet ihr diesen Menschen den Frieden ansagen können. Euer Gruß ist ja die Mitteilung eures Friedens. Das Ansagen des Friedens ist das Herbeibringen der Einheit, das Mitteilen der Kraft des heiligen Geistes. Die ganze Vollmacht und das Weitergeben der Vollmacht, das ist euer Gruß, mit dem ihr den Menschen naht. Und wenn eine Hausgemeinschaft dieser Ansage entspricht und dieser eurer Mitteilung entgegenkommt, dann wird euer Friede und diese Einheit auf diese Menschen kommen. Entsprechen aber diese Menschen dem nicht, was euch da gegeben ist, was ihr da weitergebt von Frie-

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denskraft und Dämonenüberwindung und Reich Gottes-Nähe, dann wendet sich euer Friede wieder zu euch zurück. Damit ist gesagt, dass dieser Friede eine geistige Wesenheit, eine kraftgeladene Atmosphäre ist. Diese Atmosphäre wird niemals falsch ausgegeben. Wenn diese Atmosphäre nicht angenommen wird, dann kommt sie wieder zurück. Nichts von dieser Atmosphäre dürft ihr verlieren. Nicht einen Atemzug, keinen Tropfen dieser Atmosphäre dürft ihr an falscher Stelle zurücklassen. Wo sie nicht entsprechend aufgenommen wird, muss diese Atmosphäre wieder zurückgenommen werden. Ihr dürft diese Atmosphäre nicht in einem unreinen Ort zurücklassen, dass sie sich vermische mit den unreinen Atmosphären dieser Welt.

Wenn ihr so ausgesandt seid, dann werdet ihr auf solche Menschen treffen, die eure Rede nicht hören wollen, die nichts mit euch zu tun haben wollen, und mit diesen Menschen dürft ihr euch gar nicht abgeben. Es wäre vollkommen falsch und verkehrt und würde dem Auftrag durchaus widersprechen, wenn ihr mit diesen Menschen euch in ein weiteres Gespräch verwickeln würdet. Es wäre eurer Sendung unwürdig. Hier gilt es sofortiges Abbrechen jeglicher Verhandlung. Der Geist Gottes hat keineswegs mit anderen Geistern zu verhandeln. Wenn dieser Versuch gemacht wird, dann geht hinweg und schüttelt selbst den Staub von euren Füßen. Von einem solchen Haus nehmt auch keine Wurst und kein Brot mit. Nicht einmal eine Stärkung dürft ihr annehmen, nicht einmal ein kleines Stäubchen, nichts, gar nichts. Denn der Geist, in dem ihr ausgesandt seid, duldet keine Vermischung und Vermengung. Das ist der tiefste Sinn dieser Strenge der Sendung. Es ist nicht buchstabisch und gesetzlich zu fassen, aber es muss sehr ernst und ganz tief genommen werden. Sonst werden wir niemals zu dem rechten Dienst am Wort und der rechten Sendung kommen. Und es ist klar, dass diese Ablenkung der Diener die schwersten Folgen haben wird, schwerer, als sie einst über Sodom und Gomorra kamen; denn seht, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe; darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben. Hütet euch vor den Menschen, denn sie werden euch überantworten vor ihre Rathäuser, und werden euch geißeln in ihren Schulen. Und man wird euch vor Fürsten

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und Könige führen um meinetwillen, zum Zeugnis über sie und über die Heiden. Wenn sie euch nun überantworten werden, so sorget nicht, wie oder was ihr reden sollt; denn es soll euch zu der Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt. Denn ihr seid es nicht, die da reden, sondern eures Vaters Geist ist es, der durch euch redet.

Sieben Flammen brennen in dunkler Nacht,

Ein Singen und Klingen so hell und so rein

ein Wandrer hört aus der Ferne.

Sie haben getötet sieb’n Zeugen des Herrn,

O Weh und Jammer auf dieser Erd,

sie konnten die Wahrheit nicht hören.

Die ew‘ge Wahrheit nicht schweigen kann.

In Tod und in Leid und in Sündenheit

die Menschheit sonst ewig verderbt.

Das Lied ruft neue Zeugen auf,

Die folgen dem Lamme bis in den Tod,

das Lied der Überwinder auf Erden.

Die Flammen brennen fort und fort

Und zünden weiter von Ort zu Ort

vom Feuer der ewigen Liebe.

Georg Barth und Hannes Boller zur Einsetzung und Wiedereinführung des Dienstes am Wort. Comment by Emmy Maendel: not included in copy II