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Versammlungsprotokoll, 8. August 1933 (Meeting Transcript, August 8, 1933)

EA 33/90

Additional Information
Author Eberhard Arnold
Date August 08, 1933
Document Id 0000000112_03_S
Available Transcriptions German

Versammlungsprotokoll, 8. August 1933

[Arnold, Eberhard and Emmy papers – T.S.H.]

EA 33/90

Praktische Fragen

Rhönbruderhof, Bruderschaft 8.August 1933

1. Wegen des Baus sind einige Dinge zu beraten.

2. Wegen des uns angebotenen Wiesenstückes an der Schwarzbach einen Beschluß zu fassen,

3. müssen wir mit unserm Auszügler Valentin Schäfer einig werden.

4. müssen wir für das Gut Emil Möller mit Hilfe von Friedels Vater zurechtkommen.

5. Schließlich sowohl Zwischenbilanz unbedingt vortragen, die für unsere Gewissensschärfung und sachliche Arbeit von großer Bedeutung ist,

6. Kohlengasfrage, für die Hans Meier vieltägige Arbeit geleistet hat. Erfahrungsgemäß ist es ungemein schwer, solche Dinge während des Sommers zu beraten, weil einmal die

Arbeit sehr stramm ist, zum zweiten, da viele persönliche Fragen uns sehr anspannen und noch manches andere im Sommer die Zeit belegt und besetzt.

7. Aufnahme der Kinder Habakuk, Susie Günther, Käte Haferkorn, Was wir heute tun müssen. Baufragen: Lüftung des Eßsaals und dieser kleine Wiesenkauf und Valentins Angelegenheit. Dann müssen wir fragen: Wann wollen wir die anderen großen

Programmpunkte erledigen. Hausmutter schlägt vor, den nächsten Regennachmittag oder Vormittag. Sollte der Regen zu lange auf sich warten lassen, können wir uns wieder melden.

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Ja!

1) Was den Bau betrifft, zunächst eine Frage (in den Beratungen bereits darauf aufmerksam gemacht) Luftschacht – Wir können im Winter bei Kälte nicht so viele Fenster aufmachen wie im Sommer. Das müßten wir heute beschließen. Georg sehr dafür.

So viel Raum wie der Schornstein, der jetzt auf dieser Seite angebaut wird, kostet etwa 30.-, es wird etwas mehr kosten, ca.50.- Einstimmig angenommen.

Georg und Fritz fragen, ob sich irgendwelche Fragen noch herausgestellt haben. Tür zum Kellereingang sei eingezeichnet, (die Ecke hier bei dem Abriß mit abgemessen, das Loch geht schon ziemlich weiter rein, die Tür hier reinmachen (Georg zeigt es an der Skizze). Einstimmig Ja !

An der Ecke, wo man heraufkommt, wollen wir einen kleinen Gedenkstein einfügen in die Mauer, die da ist. Wir brauchen die Wetterverkleidung des Fachwerks gar nicht. Wir können die Kellermauer dazu nehmen, daß wir ganz kurze Worte einmeißeln, daß dieser Bruderhof von 1927 oder 28 an aufgebaut worden ist und daß dieser Gedenkstein 400 Jahre nach Jakob Huters Neugründung der Gemeinde eingesetzt worden ist.

Ausführliche Tafel in das große Haus einsetzen.

2) Wiesenkauf. Es ist uns eine Wiese angeboten worden ca.30 ha. 115 Morgen

300.-

entspricht nicht der heutigen Konjunktur; es ist etwas teuer; die Wiese muß bearbeitet werden, das Heu ist herunter. Vorschlag, daß die Sachverständigen diese Wiese betrachten

sollen, Geschäftsführer mit den Bauern über den Preis verhandelt, und daß wir dann Beschluß fassen können.

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Uns liegt sehr viel daran, daß wir den Wasserlauf der Schwarzbach möglichst beherrschen, schon um des Wassers willen. Ein Morgen liegt dazwischen zu unseren Wiesen . . . wenn wir das bare Geld haben, wollen wir die Wiesen . . . und den Geschäftsführer bitten, die Sache positiv in Angriff zu nehmen, auch mit der Beschaffung des Geldes, ohne Schulden.

3) Valentin Schäfer. Es muß der ganze Vorstand runter, unsere Vertretung, die wir der Öffentlichkeit gegenüber haben: Eberhard, Emmy, Hans und Trudi und Walter, weil Trudi ohne ihren Mann nicht rechtsfähig ist.

Valentin in keiner Weise schädigen, genau das bieten, was in dem alten Vertrag ihm zugesichert ist; er hat keine Möglichkeit, mehr zu verlangen. Wir dürfen juristisch nur das anerkennen, was unbedingt nötig ist . . . Privateigentum. . . Ihm schenken würde ich alles, unbedingt alles. Das widerspricht unserer ganzen Art, wenn wir da juristisch entgegenkommen . . . deshalb haben wir damals den ganzen Bau aufgeschoben, weil Valentin juristisch unmögliche Zwangsforderungen stellte. Die Sache ist so, daß wir mit der Gewalt überhaupt nichts zu tun haben dürfen, und wenn jemand uns mit gewalttätigen Mitteln zwingen will, sind wir überhaupt nicht zu haben. Wenn jemand uns wirklich etwas

abverlangt, was er von uns gern haben möchte, und wir sehen, daß er in Not ist, müssen wir ihm alles geben aus Liebe.

Wie ist anders zu verstehen: Widerstehet nicht dem . . . hutterisch zu verstehen, daß man dem übel nicht widersteht, doch alles hingibt. Tolstoi hat die Sache mißverstanden. Wir wollen dieses vertagen auf morgen, vielleicht können wir morgen noch eine Versammlung darüber halten, morgen statt der

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Gemeindestunde: Die Gerechtigkeit des Reiches Gottes; juristische Gewalt; freiwillige Liebe oder das mit Erpressung Erzwungene.