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Versammlungsprotokoll, 15. Mai 1933 (Meeting Transcript, May 15, 1933)

EA 33/132

Additional Information
Author Eberhard Arnold
Date May 15, 1933
Document Id 0000000112_46_S
Available Transcriptions German

Versammlungsprotokoll, 15. Mai 1933

[Arnold, Eberhard and Emmy papers – T.S.H.]

EA 33/132

Vermögensregelung

Bruderschaft, 15. Mai 1933

Eberhard: Wir haben hoffentlich noch in Erinnerung, daß unsere Bilanz und die Übersicht über unsere Geldlage einen recht trüben Blick in die Zukunft ergibt, so daß eine ganz gewaltige Verantwortung auf uns liegt, daß wir den uns überkommenen Verpflichtungen gerecht werden Gläubiger Erhaltung des Arbeitsbetriebes. Da wollen wir jede Woche einen kurzen Bericht hören, wie es gerade steht.

Nun sind wir in den letzten Wochen wieder in einer rechten Krise, da unsere Brüder [in Amerika] nicht so viel schicken konnten, wie sie wohl selbst gerne möchten und da unsere laufenden Einnahmen wirklich ständig geringer werden, die Kindergelder gekürzt werden. Wir machten uns klar, daß uns von einer Seite, die wir selbst noch nicht wissen, eine große Summe geschenkt werden muß, um einmal den Verpflichtungen nachzukommen und zum andern den weiteren Ausbau zu ermöglichen. In dieser überaus beklemmenden Lage ist es uns eine rechte Freude, durch den Neueintritt einiger Glieder und durch das langsame Flüssigmachen von Beständen solcher Glieder, die schon längere Zeit unter uns sind, jetzt wieder ein Stück vorwärts zu kommen. So haben wir heute aus Riga von den Verwandten Alice Löfflers die Fragebogen Erklärung für ein Wertpapier für eine Reichsschulden- verschreibung erhalten, die auf die Namen der Kinder Löffler, die bei uns sind, lautet und nominell 2650. beträgt. Mit dieser Fragebogen Erklärung können wir sofort einen Kredit von der Bank erhalten oder aber das Papier verkaufen mit etwa 90 95% verhältnismäßig gut; [das ist] erfreulich, gerade wenn wir daran denken, daß wir in drei Tagen einen Wechsel über 1000. Mark einzulösen haben, wovon bisher noch kein Pfennig da ist.

Wie schwer es dieser Tage war, wird auch daran ersichtlich, daß wir heute nicht in der Lage waren, das Mehl zu kaufen für alle unsere Glieder, Zucker war auch nicht mehr da, und so hoffen wir, da ein Stück vorwärts zu kommen.

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Dann hatte Elschen Ritzmann schon an einem der vergangenen Abende erklärt, daß sie sich bemühen wollte, einen ihr zustehenden Vermögensanteil von 2000. [uns] zuzuführen, worüber wir uns auch sehr freuen, und die Verständigung mit der Mutter von Elschen ist schon aufgenommen worden; die Hausmutter wird noch hinfahren. Wieweit sich auf dieser Reise auch in Eberswalde etwas klärt, kann man heute noch nicht sagen. Sicher ist ferner, daß Gerhard sich bemühen wird, die von seinem Vater gesparten Gelder flüssig zu machen und auch mit seinem Bruder über den Möbelverkauf [zu sprechen].

Heute haben wir noch die Freude, daß Mutter Friedrich gekommen ist und von einigen Wertpapieren berichtete, die zum Teil sehr schlecht sind, 35 oder 65, einige stehen über .....101, 102, und die Papiere werden in den allernächsten Tagen nach unserer Bank gesandt werden, und wir werden die besten verkaufen, die andern beleihen und diese Summe als Darlehen verwenden mindestens 7 800, höchstens 1000. , es handelt sich um eine recht erfreuliche Summe. Die allerdringendsten Schulden belaufen sich in diesen Tagen auf etwa 6000. M, das wäre ungefähr die zu erwartende Summe. Andrerseits ist uns auch klar geworden, daß wir unbedingt das Ochsengespann haben müssen.

Inzwischen sind auch die kleineren Ausbauten geschätzt worden. Die kleinen Sachen belaufen sich auf etwa 1000. M. Dann wird im Laufe dieser Woche die Düngergrube fertig. Und wir brauchen 1600. um Baumaterial Lieferant und Handwerker zu befriedigen.

Herbert: Ich habe gespart und meinem Bruder 200. Mark geliehen; ich habe heimgechrieben, ob sie es mir jetzt schicken könnten.

Eberhard: Und dann hoffen wir etwa im Zusammenhang mit der Auflassung von Emil Möller von Vater Sondheimer eine Summe zu bekommen, aber das ist noch nicht klar. . . .

Wir dürfen uns doch noch einmal zurückbesinnen, daß die Einlagen der verschiedenen Geschwistriget eine ganz wesentliche Sache ist, wie wir es durchaus nicht häufig erleben, und es scheint mir doch, daß wir da auf einen höheren göttlichen Willen hinweisen dürfen, daß unsere Bitte zu Gott erhört worden ist. Das muß mit großem Dank festgestellt werden.

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Was die Anschaffung der Ochsen betrifft, so glaube ich, daß wir verpflichtet sind, von dem Geld von Elschen Ritzmann die Ochsen anzuschaffen.

Pause

(Die Fortsetzung dieser Bruderschaft ist unter EA 33/6 übertragen.)