Eberhard Arnold

Den Gott Mammon

[Arnold, Eberhard and Emmy papers – Df.]

EA 24/6a

Den Gott Mammon

von Eberhard Arnold

Matth. 6 Vers 24: „Niemand kann zweien Herren dienen. Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben oder wird dem einen anhangen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“

Es ist einer der gefährlichsten und weitverbreitesten Irrtümer, daß die Menschen meinen, alles, was irgenwie religiös sei, beziehe sich auf denselben Gott und gehe von demselben Gott aus, der der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus ist. Jesus und das erste Christentum der Apostel haben hier Zusammenhänge durchschaut und Abgründe geoffenbart, von denen die meisten Menschen, die sich Christen nennen, keine Ahnung und keine Vorstellung haben. Die Apostel aus der ersten Christenheit haben es ausgesprochen, daß es einen Gott dieser Welt gibt und daß der Gott dieser Welt ein ganz anderer ist, als der Gott und Vater unsers Herrn Jesu Christi. Sie haben gesprochen von einem Gott dieser Welt, der in den Herzen der Ungläubigen sein Unwesen treibt und ihre Sinne und ihre Augen blendet, daß sie den Lichtglanz des Evangeliums, der wirklichen Botschaft von Gott und seinem Sohn, nicht wahrnehmen können. Sie sprechen von einem Geist, der in dieser Welt herrscht und diese Welt in Besitz hat. Jesus sprach von einem Fürsten dieser Welt, von einem Herrscher dieser Erde, und wenn heute ein erschreckend brutales und wahres Drama der Gegenwart von dem Erdgeist spricht und diesen Erdgeist als den Sinnlichkeitsteufel schildert und als den Mammonsgeist dieser Erde, so ist damit zu einem wesentlichen Teil die Wahrheit getroffen. Vieles, was wir christlich nennen, ist antichristlich; vieles, was wir göttlich nennen, ist antigöttlich; vieles, was wir religiös nennen, ist eben religiös in der Religion dieses anderen Geistes und anderen

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Gottes, der dem Gott und Vater unsers Herrn Jesu Christi entgegengesetzt ist. Jesus hat in seiner wunderbaren Klarheit und in seiner herrlichen Deutlichkeit das Wesen dieses Fürsten, dieses Erdgeistes, dieses Gottes der Welt, gekennzeichnet und entlarvt. Es sind vier Beziehungen, die er wählt, um ganz klar zu machen, in welch scharfem Gegensatz der Gott dieser Welt zu seinem Gott steht, zu dem Gott und Vater Jesu Christi.

Er nennt ihn zum ersten den Vater der Lüge von Anfang, und er nennt ihn zweitens den Mörder von Anfang, und er nennt ihn drittens den Mammon, und er bezeichnet ihn viertens in seinen unreinen Geistern als den Geist der Unreinheit und Unsittlichkeit. In diesen vier Feststellungen verbirgt sich der letzte Gegensatz, den der Gott dieser Welt dem Gott und Vater Jesu Christi gegenüber verbergen will. Er ist nicht der Vater Jesu, der die Wahrheit ist, sondern er ist der Vater der Lüge, und es ist wichtig für uns, daß wir überall da, wo Lüge herrscht, wo Unwahrheit regiert, wo religiöse Unwahrhaftigkeit sich breit macht, erkennen, daß es sich nicht um Jesus und seinen Gott und Vater, sondern um den Gott dieser Welt handelt, um den Geist, der die Kinder des Unglaubens beherrscht, um den Fürsten aus dem Abgrunde und den Satan. Die Lüge in jeder Form ist von unten, und am erschreckendsten ist es die religiöse Lüge, die das Wesen der Hölle enthüllt, und mit dieser Lüge in Gemeinschaft steht die mörderische Gesinnung der Menschen. Denken Sie an den Weltkrieg und die Zeitungen während des Weltkrieges oder denken Sie an den Revolutionskampf und an die Zeitungen während des Revolutionskampfes, so werden Sie sehen, daß überall lügnerischer Geist und mörderische Gesinnung in unlösbarer Weise miteinander verbunden sind. Dieser Geist der Mörderei ist der Geist des Teufels. Jeder Geist, der auf die Tötung anderer Menschen ausgeht, ist von unten. Jeder Geist, der in Unwahrhaftigkeit den Gegner verkleinert, alles Gute in seinem Wesen verschweigt und alles Böse übertreibt, ist von unten, von dem Vater der Lüge, von dem Mörder von Anfang. Der Welt-

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krieg und die Revolution haben es uns gezeigt, daß mit dieser lügnerischen und mörderischen Gesinnung Unreinigkeit der Luft in unlösbarer Gemeinschaft und Verbindung steht.

Wir wollen heute nicht über die Etappe und über ihre Sünde reden, oder über die Kriegs-Verwirrungen ehelicher Untreue zu Hause; sondern wir wollen ganz an die Gegenwart denken, uns jeder an sich selbst erinnern. Wir wollen ein jeder uns über uns selbst klar werden, wie die Unkeuschheit des Lebens untrennbar verbunden ist mit der Lüge und mit mörderischer Verbrecher-Gesinnung. Durch erschütternde Ereignisse in der Freundschaft mit suchenden Menschen steht es mir immer vor Augen, wie die Lüge und die Unreinheit und der Mord in einer und derselben Handlung und in einem und demselben Erlebnis in einer unlösbaren Einheit miteinander verbunden sind. Ein Offizier war zusammengebrochen. Er wußte nicht, wie er von seinem Verhältnis loskommen sollte. Dinge, die er mit diesem unglücklichen Wesen getrieben hatte, die zur Verhütung weiterer Folgen und des Offenbarwerdens dienen sollten, Dinge, die ihn vor Gericht und Staatsanwalt bringen konnten, hielten ihn in der Furcht vor dem weiblichen Teil der gemeinsamen Schuld, der ihn jederzeit verraten und ruinieren konnte. Um des Mordes willen, den er an dem keimenden Leben auf dem Gewissen hatte, sah er sich gezwungen, die unerträgliche Last seines unsauberen Lebens mit sich herumzuschleppen. Die Angst vor der Strafe bezwang ihn, in dieser Lebenslüge zu bleiben,- als ein zerbrochener Mensch-, dem Wahnsinn nahe.

Diese drei erschütternden Kräfte des Abgrundes, die in der Gegenwart eine so unheimliche

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Macht entfalten, sind in einem vierten Charakteristikum zusammengefaßt, was wir in der Regel übersehen: und das ist der Mammonsgeist. Ohne Mammonsgeist gäbe es keinen Krieg. Durch den Mammonsgeist gibt es die käufliche Liebe und die Beschmutzung der auf die Straße geworfenen Leiber. Durch den Mammonsgeist gibe es die käufliche Liebe und die Beschmutzung der auf die Straβe geworfenen Leiber! Durch den Mammonsgeist wird die Lüge der Menschen in ihrem Geschäftsverkehr, in dem Umgang ganzer Klassen und Gruppen, unter dem Austausch der Völker auf die Spitze getrieben. "Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon." Mammon ist Herrschaft des Geldes und Abhängigkeit des Lebens von seinen Einkünften und Geld-Verhältnissen. Mammon ist die alles beherrschende Beziehung zu Geld und Besitz. Geld ist die Verdinglichung des Verhältnisses der Menschen zueinander.

Die Menschen stehen in einer fortwährenden Wechselbeziehung. Sie leben niemals einzeln, immer in Gruppen, Familien, Stämmen und Völkern, letztlich als eine werdende, einzige große Gemeinschaft dieser Erde. Zwischen diesen Menschen bestehen die reichsten und mannigfachsten Beziehungen, und diese Beziehungen sind solange von Gott gewirkt, solange sie als Beziehungen von Person zu Person, von Herz zu Herz, Beziehungen der Liebe sind und so zum organischen Aufbau der Gemeinschaft führen. Aber gegen diese Beziehungen der Menschen untereinander gibt es teuflische Mittel, das Persönliche, das Verhältnis von Herz zu Herz, völlig auszuschalten. Das Wesentlichste dieser Mittel ist der Besitz und das Geld! Geld ist die Verdinglichung der Beziehungen der Menschen untereinander. Es ist das um so stärker geworden, je mehr es aus dem Mittel des Tauschverkehrs der Dinge zu einem Besitz- Austausch seiner selbst, des Geldes, geworden ist. Geld hat nur dadurch seine überragende Bedeutung, das viele Menschen zueinander Beziehungen haben müssen, die einander nicht nahetreten wollen oder es nicht zu können glauben, daß sie von Herz zu Herz miteinander verkehren würden.

Das verdinglichende Geld ist also in seinem mammonistischen, wahre Gemeinschaft ausschließenden Geist, genau ebenso das ausschließende Gegenteil der Liebe, der eigentlichen Beziehungen der Menschen zueinander, wie die sexuelle Beschmutzung der Leiber das Gegenteil der Liebe ist, und wie Krieg und mörderische Gesinnung das Gegenteil der Liebe ist, und wie Lüge das Gegenteil der Liebe und der Wahrheit ist. - Der Besitz-Wille ist stärker als der Gemeinschafts-Wille. Der Existenz-Kampf ist stärker als der Liebes-Drang.

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Der Mammonsgeist ist die Beherrschung der Menschen durch Dinge, anstatt durch den Geist der Liebe zu Personen und zur Gemeinschaft. Der Mammonsgeist ist die Abhängigkeit von Gegebenheiten und Verhältnissen, anstelle der Abhängigkeit von Gott. Der Mammonsgeist ist die Verhärtung des Herzens in dem Egoismus, ist aus der Eigenliebe anstatt aus dem Geist, der für die andern da ist und sich für andere hingibt.

So sehen wir ein, daß es unmöglich ist, zu gleicher Zeit Gott und dem Mammon zu dienen. Entweder wir sind abhängig von Gott und wir lieben Gott, den Gott und Vater Jesu Christi, dann bedeutet das, daß wir Menschen der Liebe werden, die im Verkehr mit Menschen von Herz zu Herzen bleiben, dann bedeutet es, daß wir dem Gott der Liebe ähnlich werden, die mörderische Gesinnung überwinden und niemanden in seiner Existenz schädigen wollen. Entweder sind wir Menschen, die Gott lieben, dann sind wir Menschen der Reinheit und sind frei von der schmutzigen Unreinheit, die die Liebe in den Dreck und in die Hölle zieht, oder aber wir sind Mammonsmenschen und sehen in der Beziehung zu den Menschen nur darauf, wieviel Geld wir verdienen, welchen Vorteil wir haben, wie wir uns selbst durchsetzen, wie wir unser Vermögen vergrößern, wie wir unsere Existenz sichern, wie wir unsere Geldsorge durch Geldhaufen zu überwinden hoffen und erhärten damit die Liebe in unseren Herzen und verderben damit die Wahrhaftigkeit unserer innersten Sehnsucht, die auf Gott und Liebe gerichtet ist und verderben auch von Grund aus die tiefsten Triebe unserer Liebe, auch der Liebe von Mann und Frau und von Frau zu Mann. Diese große Entscheidung also ist die letzte Entscheidung in dem Dasein eines jeden Menschen; es ist die Entscheidung zwischen der Hölle und dem Himmel, und es ist die Entscheidung zwischen dem Schöpfer in seinem Heiligen Geist der Liebe und dem entarteten Geschöpf in seinem beschmutzten Leib, in seiner letzten Verderbtheit; es ist die Entscheidung zwischen Gott und Teufel.

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Als zu Jesus einmal ein vermögender junger Mann kam, da sah Jesus in dem Herzen dieses jungen Mannes so viel Sehnsucht nach Gutem und Reinem, nach Echtem und Wahrem, nach Göttlichem und Liebevollem, daß er ihn auf den ersten Blick hin lieb gewann, und dieser junge Mann war in der Tat ein Mann vornehmer Sitten und zuverlässiger Moral, er war ein Mann, der ein religiöses Gefühl hatte und der auch von Jesus lernen wollte, so daß er ihn fragte: "Guter Meister, was soll ich Gutes tun, daß ich das ewige Leben möge haben?" und nachdem er behauptet hatte, daß er niemanden getötet habe, daß er niemals die Ehe gebrochen, niemals gestohlen habe und niemals falsch Zeugnis gegeben habe, ja, nachdem er auch behauptete, daß er Vater und Mutter ehre und seinen Nächsten liebe wie sich selbst, da wies ihn Jesus auf die Unwahrheit dieses Bekenntnisses hin. Er hatte nämlich nicht seinen Nächsten geliebt wie sich selbst. Jesus sprach zu ihm: "Willst du vollkommen sein, so gehe hin und verkaufe, was du hast und gib es den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben und komm und folge mir nach." Da der Jüngling das Wort hörte, ging er betrübt von ihm; denn er hatte viele Güter. Jesus aber sprach zu seinen Jüngern: "Wahrlich, ich sage euch, ein Reicher wird schwer ins Himmelreich kommen. Und weiter sage ich euch: es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, denn daß ein Reicher ins Reich Gottes komme.“ Da das seine Jünger hörten, entsetzten sie sich sehr und sprachen: „Ja, wer kann denn selig werden?“ Jesus aber sah sie an und sprach zu ihnen: „Bei den Menschen ist's unmöglich; aber bei Gott sind alle Dinge möglich."

Der reiche Jüngling hatte geglaubt, er hätte seinen Nächsten geliebt wie sich selbst, und Jesus wollte ihn in die Tiefe führen und wollte ihm zeigen, ob das wirklich wahr war, daß er seinen Nächsten liebte wie sich selbst. - Er legte Wert auf sein Vermögen und auf die Behaglichkeit und Bequemlichkeit seiner äußeren Existenz. Nun sagte der Herr:

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„Du liebst deinen Nächsten wie dich selbst, so will ich dir sagen, wie du vollkommen sein kannst. Wenn du deinen Nächsten liebst wie dich selbst, dann wünschest du ihm dieselben Verhältnisse, die du hast, dieselbe Behaglichkeit und Bequemlichkeit, die dir gegeben ist, willst du vollkommen sein, so gehe hin und verkaufe, was du hast und gib es den Armen und folge mir nach.“ Da ging der junge Mann traurig von dannen. Jesus hatte diesen Mann lieb und er wollte ihn gewinnen. Es steht mir über jeden Zweifel erhaben, daß Jesus ihn wirklich zum Jünger haben wollte, und vielleicht wäre aus diesem reichen, jungen Mann eine Persönlichkeit geworden von so hervorragender Bedeutung, wie es Johannes, Jakobus und Paulus gewesen sind; aber er konnte nicht losgelöst werden von der Überschätzung äußerer Dinge, von der Knechtschaft des Mammons, und diesem jungen Mann war der Mammon mehr als Gott, ihm war der Geist aus dem Abgrund, der Geist der Abhängigkeit der äußeren Verhältnisse, mehr wert, als der Geist aus der Höhe, der Geist der Abhängigkeit von Gott, dem Vater unseres Herrn Jesus Christi.

Diese Erzählung ist von außerordentlicher Wichtigkeit für unsere Zeit. Selbstverständlich handelt es sich nicht darum, daß nun alle Leute gesetzlich verpflichtet wären, ihre Papiere zu verkaufen, ihre Güter zu veräußern, ihr Geschäft aufzugeben und nun das Geld unter die Armen der Stadt zu verteilen, sondern es handelt sich darum, daß Jesus an einem ganz klaren, unwiderleglichen Beispiel zeigen will, daß nur eine völlige, radikale Loslösung vom Mammon und dem Gelde, Bekehrung zu ihm und zu Gott bedeutet. Es kommt nicht darauf an, ob wir unser Vermögen aufgeben, aber es kommt darauf an, daß wir nichts weniger tun, als was hier gefordert ist, und es kommt darauf an, daß wir unser Geld und Leben so völlig Gott ausliefern, das wir bereit sind,--sei es heute oder morgen--unsere Äcker und Güter zu verkaufen, unser Geschäft aufzugeben, unsere Papiere,

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unser Sparkassenbuch, unser Alles dem Herrn und den Armen zu geben. Es kommt darauf an, daß wir uns in ganz radikaler Weise von dem Geld und seinem Einfluß abwenden, daß das Geld über uns nichts mehr zu befehlen hat und wir uns mit all unseren Einkünften, mit Geld und Gaben, uns völlig Gott und seinem Liebeswillen hingeben. Es kommt darauf an, daß wir die Beziehungen, die wir zu unseren Menschen haben, nicht nach dem Mammonsgeist einrichten, sondern daß wir, völlig bekehrt vom Gelde, unser Leben einrichten allein nach den Beziehungen der Liebe und dem Geist der Liebe, wie sie Gott, der Vater unseres Herrn Jesu Christi, in uns bewirkt; aber es ist wichtig, daß Jesus immer wieder solche Beispiele bewirkt, wie er sie hier bewirken wollte. Es ist wichtig, daß er uns einen Franz von Assisi gegeben hat. Dieser war ein Mann aus einem reichen Hause und er stand unter dem Einfluß Jesu. Er merkte, daß er hin und her schwankte zwischen Liebe zu Gott und Liebe zum Geld, zwischen Liebe zu dem Nächsten und Liebe zu sich selbst. Da ging er einst in den Wald und hörte in einer einsamen Kapelle die Erzählung von dem reichen jungen Mann, und da bekehrte er sich zu Gott. Er ging in seine Vaterstadt zurück und verkaufte seine Güter, seine prächtigen Gewänder, seine Pferde und Wagen und kleidete sich wie die einfachsten Menschen und wanderte von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt, um nichts anderes zu tun, als Jesus zu predigen und seine Taten der Liebe zu tun.

Und in unserer Zeit hat Gott ähnliche Beispiele gewirkt. Es ist ein Buch von Karl Jos. Friedrich erschienen: Die arme Schwester der Kaiserin. In diesem Buch sind in erzählender Form diese Probleme uns nahe und innig ans Herz gelegt. Da ist die Geschichte eines Mannes aus Rußland. Auch er war aus einem vermögenden Hause, und Gott ging ihm nach von Kindheit an, und er empfing tiefe Eindrücke von Jesus. Eines Tages kam die Entscheidung der Geschichte vom reichen jungen Mann an sein Herz, und er verkaufte alles, was er

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hatte und wanderte von Dorf zu Dorf; und wo er hinkam, lebte er in der Liebe Gottes. Es kam ihm nicht darauf an, überall lange Predigten zu halten, es kam ihm darauf an, im Geiste Jesu zu dienen und zu helfen. Wo eine arme Frau krank war, da half er ihr; wo der Hof schmutzig war, da legte er Hand an und besserte auf, und bald war er in allen Gegenden, durch die er gewandert war, der geliebteste und geehrteste Mensch. Aber das Kreuz blieb nicht aus. Der Geist drängte ihn, überall zu protestieren gegen die religiöse Lüge seines Volkes, und so kam es denn, daß er schließlich ins Gefängnis geworfen wurde,- nachdem er wunderbar gewirkt hatte -, und dort gequält wurde bis zum völligen Zusammenbruch. Aber das Zeugnis dieses Mannes ist heute noch wirksam, und wie sein Heimgang ein kindlicher war - die Welt würde sagen "kindische Freude" - so ist sein Zeugnis ein Aufruf zum Wandern, zum Wandern in der Nachfolge Jesu, zum hingebenden Dienste in seiner Liebe und vom Mammon zu Gott sich zu bekehren. Und ich nenne ein Gegenbeispiel:

Ich weiß von einem vermögenden Mann, der große Werke im Besitz hatte und über Millionen verfügte, und ich weiß, daß dieser Mann so anspruchslos für seine Person war, daß seine Anzüge und sein Überzieher, den er viele Jahre trug, auffielen durch die Verschlissenheit, durch das Abgetragene, Übereinfache seiner Kleidung. Dieser Mann lebte einfacher, viel einfacher als heute bei uns die einfachsten Kreise Ansprüche erheben. Er behielt seine Unternehmungen und gab sein Vermögen nicht auf einmal weg; aber er brauchte dieses Vermögen nicht für sich, sondern jeden Pfennig seines Vermögens verwaltete er mit großer Gewissenhaftigkeit und großer Anspruchslosigkeit nur für Gott, nur für Christus und sein Evangelium.

Solche Beispiele stellt Gott hinein in die Zeiten und unter die Völker, damit wir sehen, was der Unterschied bedeutet zwischen Mammon und Gott, was die Entscheidung und Bekehrung bedeutet vom Mammon zu Gott.

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"Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, da sie die Motten und der Rost fressen, und da die Diebe nachgraben und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, da sie weder Motten noch Rost fressen und da die Diebe nicht nachgraben noch stehlen " (Matth.6, 19).

"Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen. Darum sorget nicht für den andern Morgen; denn der morgende Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, daß ein jeglicher Tag seine eigene Plage habe." (Matth.6, 33-34 )

Es wäre ein großer Irrtum, wenn man meinen wollte, nur diejenigen ständen in der Gefahr des Mammonsgeistes, nur diejenigen, die über große Geldmittel verfügen. Jesus zeigt uns, daß es zwei Möglichkeiten des Mammonismus gibt, und diese beiden Möglichkeiten liegen nicht in unserer Willkür - die Herzensregung ist bei beiden dieselbe -, sondern die Möglichkeiten liegen einfach in dem Schicksal, wie Gott es uns gegeben hat. Bei dem einen äußert sich der Mammonsgeist, die Liebe zu dem Gelde und den äußeren Dingen, in dem Ansammeln von Schätzen und Reichtümern und bei dem andern äußert sich derselbe Mammonsgeist, dieselbe Abhängigkeit und Sklaverei von den äußeren Dingen in der Sorge, in der Sorge. Solange die graue Sorge in unserem Hause regiert, solange ist es nicht der Geist Jesu Christi, der dort herrscht. Solange die graue Sorge ihre dunklen Schatten über uns wie ein Bann und Fluch ausgebreitet hält und wir von ihrer Beschattung nicht befreit worden sind, solange ist die Sonne Jesu Christi und die Liebe des Vaters nicht über unser Herz und über unser Leben aufgegangen. Solange die Sorge unser Herz und unser Leben im Bann und in Gefangenschaft hält, stehen wir auf der Seite des Mammons und nicht auf der Seite Gottes, und wir können sehen, daß diese Sorge mit ihrer Not all die Sünde hervorruft, von der wir auf der Seite des Mammonsgeistes gehört haben.

Gestern sprach sich (nach der Versammlung) ein unglückliches junges Mädchen hier aus. Dieses junge Mädchen war in Berlin in einer guten Stellung gewesen. Und da kam ein Verführer und sagte ihr: "Komm nach Hamburg, gib deine Stellung auf, du wirst es dort viel schöner haben."

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Und als sie nach Hamburg gekommen war, da sagte er ihr: "Gib mir doch von deinem Verdienst monatlich Mk. 100." Und dann hatte sie keinen Verdienst und dann ging er weg. Sie bekam in Hamburg keine Stellung, und nun war die Sorge in ihrem Herzen, und die Sorge warf sie auf die Straße und in den Rinnstein. Die Sorge brachte sie dazu, daß sie ihren Leib verkaufte und beschmutzte von Abend zu Abend.

Die Sorge ist es, die den Klassenhaß in uns hervorruft, die Sorge ist es, daß man die Zähne aufeinanderbeißt, daß wir kein Auto und keinen Wagen an uns vorüberfahren sehen können, ohne die Fäuste zu ballen, und die Sorge ist es, die einen geheimen Triumph in unserem Herzen aufkommen läßt, wenn das Blut der Reichen vergossen wird, die den Haß und den Neid hervorruft, die die mörderische Gesinnung in uns erzeugt, und die Sorge ist es, die uns zur Lüge verleitet auf allen unsern Wegen, ob arm oder reich, ob geizig und geldgierig oder ob voll Sorge und Abhängigkeit und Angst.

Wenn wir nicht in den Vaterarmen des liebenden Gottes zu Hause sind, wenn wir nicht heimgekommen sind zu Gott und dem Vater unsers Heilandes Jesu Christi, so sind wir alle verkauft unter dem Fürsten dieser Welt, unter dem Geist des Abgrundes, unter dem Mammon, unter dem Vater der Lüge, unter dem Mörder von Anfang und unter seinem unreinen Geist. Es gibt nur eine Errettung aus dieser Not: Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen. „Glaubet an Gott und glaubet an mich", so ruft uns Jesus zu. Glaubt daran, daß Gott größer ist als alles Geld und alle äußeren Verhältnisse, glaubt daran, daß Gott euch erhalten kann wie die Blumen auf dem Felde und wie die Vögel auf den Dächern, glaubt daran, daß euch Gott bekleiden kann mit großer Pracht, denn er liebt die Menschen als die Krone seiner Schöpfung, glaubt daran, daß Gott euch erlösen will aus äußerer Not und Angst, aus innerer Sorge und Angst.

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Wir fühlen mit euch, wir kennen solche Lüge, in der ihr euch befandet oder vielleicht heute befindet.

Ich war längere Zeit von meinem Elternhause vollständig abgeschnitten, und ich erlebte die wunderbare Durchhilfe Gottes in schwerer Not. Meine Frau und ich haben es uns manchmal in humorvoller Weise immer wieder und wieder erzählt, wie es war, wie ein Mädchen mich einst belauschte, als ich zu Gott in der Einsamkeit flehte: Gott, schicke uns..." und ich nannte eine bestimmte Summe Geldes, und dieses Mädchen schrieb nach Hause, der öffentliche Zusammenbruch stände bei Arnolds bevor, Herr Doktor bete bereits um Geld, es wird wohl bald etwas davon in der Zeitung stehen. Es hat aber nichts in der Zeitung gestanden, sondern Gott sandte das Geld, was wir brauchten, wie wir es oft erlebt haben, daß wir von Gott das erhielten - ohne uns an Menschen zu wenden -, was wir von Gott für uns und unsere Arbeit, für unsere Bedürfnisse erbaten. Wir haben es erfahren, daß Gott uns versorgt wie die Vögel und die Blumen. Jeder unter uns kann die Erfahrung machen, kann dieses Geheimnis gewinnen. Es kommt nur darauf an, daß wir den Sprung wagen in die Freiheit des lebendigen Gottes und das Reich Gottes, wie es Jesus Christus geoffenbart hat. Seine Königsherrschaft in unserem Herzen, das ist die Freiheit, die wir brauchen.

Durch die Lüge und den Mord des Teufels wird der Mammon nicht überwunden. Wir freuen uns, daß revolutionäre Bewegungen gegen den Mammonsgeist protestieren, wir freuen uns über jeden Protest gegen den teuflischen Mammonismus, aber wir fühlen zu gleicher Zeit den tiefsten Schmerz, denn wir sehen, daß darin die Sklaverei des Mammonsgeistes aufs unwiderleglichste wirksam ist und sich in Mord und Lüge und aller Unreinigkeit äußert. Es gibt nur eine einzige Befreiung von dem Geist des Mammons, von dem Teufel der Unreinheit, von dem Teufel der Lüge und des Mordes, und das ist Jesus Christus. Jesus Christus hat den Abgrund überwunden an seinem Kreuz. Er hat das

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Reich Gottes gegründet, er hat die Teufel ausgetrieben durch den Geist aus Gott, und er hat damit bewiesen, daß das Reich Gottes zu uns gekommen ist. Wer heute Jesus annimmt, wer heute unter uns den Geist Jesu in seinem Herzen aufnimmt, der wird es erfahren und erleben, daß alle bösen Geister aus seinem Herzen herauskommen. Es kommt einfach auf die Frage an: Gibt es einen Geist, stärker als der Geist der Lüge? Gibt es einen Geist, stärker als der Geist der Unreinheit, als der Geist des Hasses, als der Geist des Mammons? Das ist die Frage, die dein Schicksal entscheidet für Zeit und Ewigkeit, deine Hölle für heute und deine Hölle für ewig.

Wir sind hier, um ganz einfach und schlicht eine Wirklichkeit zu bezeugen: Es gibt einen Geist, der tatsächlich stärker ist als der Geist der Lüge, als der Geist der Unreinheit, stärker als der Geist des Hasses, stärker als der Geist des Mammons, das ist der Geist Jesu Christi und seines Gottes, und wer Jesus Christus aufnimmt in seinem Herzen, wer mit Jesus eins wird in seiner Seele, der ist Überwinder über alle Gewalten der Finsternis, der hat den Sieg über die teuflichen Mächte.

Und einst wird Jesus kommen und wird in seiner Vollmacht auf dieser Erde sein Reich des Friedens, der Freude und der Gerechtigkeit aufrichten, und er wird den Geist des Mordes und des Hasses, den Geist des Mammons hinaus tun aus der Menschheit und hinaustun aus der Erde, und in dieser Hoffnung erleben wir die Tatsache, daß wir schon heute das Reich Gottes haben in Jesum Christum, als Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geiste.

Der Herr ist dein Geist, und wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit!