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Published Manuscript
Hermann Oestreicher
EA 21/04
Additional Information | |
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Author | Eberhard Arnold |
Date | January 01, 1921 |
Document Id | 20125994_11_S |
Hermann Oestreicher
[Arnold, Eberhard and Emmy papers – P.M.S.]
[Draft Translation by Bruderhof Historical Archive]
Das Neue Werk 1920-21, Nr.23/24, p.591
EA 21/04
Hermann Oestreicher
By Eberhard Arnold
I first met Hermann Oestreicher when I was a student. As Secretary of the German Student Christian Union (D.C.S.V.) he came on his travels to us in Halle and worked with us in the board of directors of the D.C.S.V. He made a deep impression on us younger ones through his fresh, youthful enthusiasm for Jesus and through his unconditional decisiveness in all questions of conscience. In the struggles at that time in the Christian student body he stood on the side of a strictly Bible-based evangelical movement. He was concerned for ultimate truthfulness and purity.
As a national economist he engaged himself from the beginning with the problem of how a Christian awakened conscience had to grapple with the economic problems of the present day. He was concerned at that time - it was in the years 1906 and 1907 - with Naumann's personal work and its social and socialistic problems. It was only later that he reached the conviction that his inner position to God and to Christ was leading him to side with the Social Democrats. He then was himself no longer able to understand how he could have had a time when he was not inclined toward this task of the economic struggle for justice in the socialist sense. During the revolution, and especially during the Kapp coup, he felt called to put his strength at the disposal of the proletarian struggle, also for the general strike. For it was the urge of his conscience that drove him from a highly esteemed, influential position in industry, because he had to realize that his fight for his workers would be unsuccessful from his leading position.
Hermann Oestreicher was a fighter who, together with his courageous wife, dared to go a way that was contradicted by many Christians, rather to confess a disputed solution to the social need than to wait and observe without doing anything for what might happen of itself. In our “New Work” [Neuen Werk] he called forth a struggle of opinions with a socialist program which was quite fruitful for us. As a whole group it was clear to us that we could not bind ourselves to any political party program, yet we were really thankful for the stimulation of a personal and decisive attitude that was given to us from this side. We, his friends, who knew his heart right up to recent times, were aware that this political consequence in current questions was not the deepest thing that moved Hermann Oestreicher. We knew that the living Christ had taken hold of him, that Christ signified eternal life for him, a life that that is eternal and detached from present happenings, free from the limitations of death.
Hermann Oestreicher
[Arnold, Eberhard & Emmy papers P.M.S.]
EA 21/4
Das neue Werk 1920-21, #23/24,
Von Eberhard Arnold
Als Student begegnete ich zum ersten Male Hermann Oestreicher, als er als Sekretär der Deutschen Christlichen Studenten-Vereinigung auf seinen Reisen zu uns nach Halle kam und mit uns im Vorstand der D.C.S.V. wirkte. Er machte auf uns Jüngere einen tiefen Eindruck durch seine frische jugendliche Begeisterung für Jesus und durch sein unbedingtes Eintreten für die letzte Entschiedenheit in allen Gewissensfragen. In den damaligen Kämpfen in der christlichen Studentenschaft stand er auf der Seite einer biblizistischen Evangelisationsbewegung, in welcher es ihm um die letzte Wahrhaftigkeit und Reinheit ging. Als Nationalökonom war er von Anfang an mit dem Problem beschäftigt, wie das christlich erweckte Gewissen sich mit den Wirtschaftsfragen der Gegenwart auseinanderzusetzen habe. Er beschäftigt sich damals - es war im Jahre 1906 und 1907 - mit Naumanns persönlicher Arbeit und mit seinen sozialen und sozialistischen Problemen. Erst später gelangte er zu der Überzeugung, daß seine innere Stellung zu Gott und Christus ihn an die Seite der Sozialdemokratie führe. Er konnte es nun selbst nicht mehr begreifen, wie auch er eine Zeit haben konnte, in welcher ihm diese Aufgabe des wirtschaftlichen Kampfes für die Gerechtigkeit nicht im sozialistischen Sinne aufgelegen hatte. Während der Revolution und insbesondere während des Kapp-Putsches fühlte er sich berufen, seine Kräfte dem proletarischen Kampf auch für den Generalstreik zur Verfügung zu stellen. War es doch das ihn drängende Gewissen gewesen, das ihn aus einer angesehenen einflußreichen Stellung in der Industrie heraustrieb, weil er sehen mußte, daß sein Kampf für seine Arbeiter von seinem leitenden Posten aus nicht von Erfolg seine konnte. Hermann Oestreicher ist ein Kämpfer gewesen, der es in Gemeinschaft mit seiner tapferen Frau gewagt hat, lieber einen Weg zu gehen, dem von vielen Christen widersprochen wird, sich lieber zu einer umstrittenen Lösung der sozialen Not zu bekennen, als ohne Tat, ohne praktische Auswirkung beschaulich abzuwarten was vielleicht von selbst kommen wird. In unserem "Neuen Werk" hat er durch ein sozialistisches Programm einen Kampf der Meinungen hervorgerufen, der für uns fruchtbar war. Wir waren uns klar, daß wir uns als Gesamtheit nicht an irgend ein parteipolitisches Programm binden konnten, aber wir waren für die Anregung persönlicher entschiedener Stellung recht dankbar, die uns von dieser Seite gegeben wurde. Wir, die wir als seine Freunde bis in die letzte Zeit sein Herz kannten, wußten es, daß diese politische Auswirkung in den Gegenwartsfragen nicht das Tiefste war, was Hermann Oestreicher bewegte; wußten wir doch, daß der lebendige Christus ihn ergriffen hatte, daß Christus für ihn ewiges Leben bedeutete, ein Leben, das frei von den Zeiterscheinungen und frei von der Begrenzung durch den Tod ewig ist.