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Published Manuscript
Eindrücke aus Bilthoven (Impressions of Bilthoven)
EA 21/35
Additional Information | |
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Author | Eberhard Arnold |
Date | July 15, 1921 |
Document Id | 20126081_14_S |
Impressions of Bilthoven
[Arnold, Eberhard and Emmy papers – P.M.S.]
[Draft Translation by Bruderhof Historical Archive]
EA 21/35
Impressions of Bilthoven
Eberhard Arnold asked me to go for him to Bilthoven for the Conference of the Christian International as the representative of the Neuwerk movement. I received the following letter to take with me.
[Heinrich Schultheis].
Sannerz, June 30, 1921.
To the Directors of the Christian International in Bilthoven, c/o the Secretary, Lilian Stevenson, Bilthoven.
"As I have explained in more detail to our Secretary, Lilian Stevenson, against my expectation it has become impossible for me to attend the present Conference of the International because of my immediate duties. Therefore I ask that the co-publisher of Neuwerk, Heinrich Schultheis, be accepted in my place at this Conference, because he can bring out the impressions and convictions of our Neuwerk movement just as well as I can.
I realize more and more that we are in a decisive hour for the Christian International. I am well aware that between the harsh opposites various intermediary possibilities are to be found that moderate or weaken the "either-or". Yet I believe that it will not be possible to change the "either-or" into "not-only-this-but-also".
Our Neuwerk movement stands especially close to our friend and brother Kees Boeke. We do not think of this close connection in any other sense than in the essential meaning of religious freedom and versatility, the organic growth of the inner elasticity of the godly instinct of life. Our Neuwerk youth feel especially united with the concept that Kees Boeke of the Bilthoven movement has proclaimed. We wish our Bilthoven movement a free development that will not be fenced in by rigid forms and boundaries. It is quite clear to our German youth, who are open in the widest and deepest way to our peace message, that the new, coming life of the love of God and community of peace cannot be organized. It is a free stream that flows directly from the heart of God and is carried further from heart to heart. This was the striking character of the first Bilthoven Conferences. We respect and honor the serious dedicated work in Bilthoven and the various Fellowships of Reconciliation around the world. But we fear that the collection of signatures, the drawing up of programs, restriction of committees, the office work without communal life, could bring the whole thing on a track that would no longer allow free movement.
According to our impression, the Bilthoven movement has its reason for existence in that they stand out against all organized friendship bonds of the churches, the religious human bonds, and from all other delegate congresses, as a movement that leaves the real growth of its life, everything completely to the free wind of God. Our Neuwerk movement, that in the last months has experienced a not unimportant growth, will stand all the stronger and more actively behind Bilthoven, as has also happened in the last months in Das neue Werk, how the Bilthoven movement will develop in a free and living way. We ask from our hearts that our friend and brother, Kees Boeke, will be given the opportunity through new decisions in the July meetings to enter completely into the Bilthoven movement with a free conscience. We are convinced that the loss of this gift that God has given to Bilthoven will be much more sensitive than one can say now.
From that also arises our attitude in the German operations and groups. Many of us in Neuwerk belong to the Fellowship of Reconciliation as it has been led up to now by Sigmund-Schultze and Otto Roth. The Neuwerk movement as a whole cannot join the Fellowship of Reconciliation, because just those among us who refuse war service most decisively and have given their hearts completely to the love of Jesus would reject the organization of the Fellowship of Reconciliation. We want joyfully to be in contact with the various Fellowships of Reconciliation in Germany. We are going to have a work-week in our Schlüchtern that will be completely dedicated to the questions of peace, and we will invite all other friends as we have done for other events. We will joyfully take part by helping and serving in the events of the other groups. But as the Neuwerk movement we ask to be allowed the freedom of movement that we can develop on our own and with our own actions, and also continue to represent the Bilthoven spirit actively in our own way, and to remain in closest direct contact with Bilthoven."
Eberhard Arnold
Eindrücke aus Bilthoven
[Arnold, Eberhard and Emmy papers - P.M.S.]
EA 21/35
Eindrücke aus Bilthoven
Eberhard Arnold hatte mich gebeten für ihn als Vertreter der Neuwerkbewegung nach Bilthoven zu gehen zur Tagung der Christlichen Internationalen. Ich bekam folgendes Schreiben auf den Weg:
Sannerz, den 30. Juni 1921.
An den Vorstand der Christlichen Internationale in Bilthoven.
Zu Händen der Sekretärin Lilian Stevenson, Bilthoven.
Wie ich unserer Sekretärin Lilian Stevenson näher begründet habe, ist es mir wider Erwarten durch meine nächstliegenden Pflichten unmöglich gemacht an der jetzigen Sitzung der Internationale teilzunehmen. Ich bitte deshalb, den Mitherausgeber des neuen Werkes Heinrich Schultheis an meiner Stelle in der diesmaligen Sitzung des Vorstandes aufzunehmen, da er die Eindrücke und Überzeugungen unserer Neuwerkbewegung ebenso wie ich zur Geltung bringen kann.
Es ist mir immer klarer geworden, daß wir in der Christlichen Internationale uns in einer entscheidenden Stunde befinden. Ich bin mir wohl bewußt, daß zwischen den beiden schroffen Gegensätzen verschiedene vermittelnde Möglichkeiten zu finden sind, die das Entweder-oder der beiden Wege mildern oder abschwächen. Ich glaube jedoch, daß es nicht möglich sein wird, das Entweder-oder in ein Sowohl-als-auch zu verwandeln.
Unsere Neuwerk-Bewegung steht unserem Freund und Bruder Kees Boeke in besonderer Weise nahe. Wir meinen diese nahe Verbundenheit in keinem anderen Sinne als in der wesentlichsten Bedeutung der religiösen Freiheit und Beweglichkeit, des organischen Wachstums der inneren Elastizität des göttlichen Lebensinstinkts. Unsere Neuwerkjugend fühlt sich in besonderer Weise mit der Auffassung eins, die Kees Boeke von der Bilthovener Bewegung verkündet hat. Wir wünschen unserer Bilthovener Bewegung eine freie Entfaltung, die nicht durch feste Formen und Grenzen eingeengt werden sollte. Es ist der deutschen Jugend, die unserer Friedensbotschaft im weitesten und tiefsten Sinne offen steht, ganz gewiß: das neue kommende Leben der Gottesliebe und der Friedensgemeinschaft kann nicht organisiert werden. Es ist ein freier Strom, der sich unmittelbar aus dem Herzen Gottes ergießt, der sich von Herz zu Herz weiter trägt. Es war dies der ergreifende
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Charakter der ersten Bilthovener Tagungen. Wir achten und ehren den hingebenden Ernst, mit dem in Bilthoven und in den verschiedenen Versöhnungsbündnissen der Welt gearbeitet wird. Aber es ist die Befürchtung in uns lebendig, daß die Sammlung von Unterschriften, die Abfassung von Programmen, die Abgrenzung der Sitzungen, die Büro-arbeit ohne Lebensgemeinschaft das Ganze auf ein Gleis bringen könnte, auf dem es keine freie Bewegung mehr gibt. Die Bilthovener Bewegung hat ihre Existenzberechtigung nach unserem Eindruck darin, daß sie sich von den organisierten Freundschaftsbündnissen der Kirchen, den religiösen Menschheitsbünden und von allen anderen Delegiertencongressen als eine Bewegung abhebt, die sich ganz dem freien Winde Gottes, den wirklichen Wachstum seines Lebens überläßt. Unsere Neuwerkbewegung, die in den letzten Monaten einen nicht unwesentlichen Zuwachs erlebt hat, wird umso stärker und aktiver hinter Bilthoven stehen, wie es ja auch wieder in den letzten Monaten in "Das neue Werk" geschehen ist, wie sich die Bilthovener Bewegung frei und lebendig gestalten wird. Wir bitten von Herzen darum, unserem Freund und Bruder Kees Boeke durch neue Beschlüsse in der Julisitzung Gelegenheit zu geben, mit freiem Gewissen sich ganz in der Bilthovener Bewegung einzusetzen. Wir sind überzeugt, daß der Verlust dieser von Gott gegebenen Gabe für Bilthoven ein viel empfindlicherer sein wird, als man es jetzt sagen kann.
Hieraus ergibt sich auch unsere Haltung in den deutschen Arbeiten und Gruppen. Manche von uns Neuwerklern gehören zum Versöhnungsbund wie ihn bisher Siegmund-Schulze und Otto Roth geführt hatten. Die Neuwerkbewegung als ganze kann sich nicht dem Versöhnungsbund angliedern, da gerade solche unter uns, die aufs entschiedenste den Kriegsdienst verweigern würden und der Liebe Jesu ihr ganzes Herz gegeben haben, die Organisation des Versöhnungsbundes ablehnen würden. Es wird uns eine Freude sein, mit den verschiedensten Versöhnungsgruppen Deutschlands in Verbindung zu sein. Wir werden in unserem Schlüchtern eine Arbeitswoche abhalten, die ganz den Friedensfragen gewidmet sein soll und werden hierzu wie zu anderen Veranstaltungen alle die anderen Freunde einladen. Wir werden uns freuen an den Veranstaltungen der anderen Gruppen helfend und dienend teilzunehmen; aber als Neuwerk-Bewegung bitten wir uns die Bewegungsfreiheit zu belassen, daß wir uns selbständig und selbsttätig entfalten können und auch weiterhin den Bilthovener Geist in unsere Art und Weise tatkräftig vertreten und mit Bilthoven direkt in engster Beziehung bleiben.
Eberhard Arnold.