Transcribed Shorthand

Versammlungsprotokoll, 28. Juni 1931 (Meeting Transcript, June 28, 1931)

EA 31/02

Additional Information
Author Eberhard Arnold
Date June 28, 1931
Document Id 20126091_13_S
Available Transcriptions English German

Meeting Transcript, June 28, 1931

[Arnold, Eberhard and Emmy papers - T.S.H.]

[Draft Translation by Bruderhof Historical Archive]

EA 31/2

As Though Seven Threads Were Laid Upon the Table

Rhön Bruderhof, June 28, 1931

1) What was the unclarity that prevented your coming to the meeting?

2) Which new attitude must a person win who has recognized his tragic guilt?

3) Why a young person whose character is not yet determined and firm, and whose calling is not yet settled, cannot bind anyone to himself, nor allow anyone to become bound to him.

4) What kind of friendships have we welcomed from the Youth Movement? What friendship is in accord with the nature of youth? Joy in body, soul, and spirit, free from covetous desire and from any physical-emotional binding through engagement or marriage.

5) What kind of religious experience did our young people have in the Sun Troop?

Here [at the Rhön Bruderhof] there is a common religious experience of faith, a shared religious foundation and a communal religious atmosphere that enlivens the young people, making the experience of the circle much more protected, whereas in the Youth Movement it was protected only by the youthfulness and lofty ideals of youthful strength.

This spiritual experience of faith was so strong in our Sun Troop that, if the thought had arisen (in opposition to it) that one could only be friends with one person, this painful change of direction would be seen as wrong, like a foreign body that had been driven in. As long as they are young they should avoid a binding friendship with one person of the same or the opposite sex. Also the exclusive friendship of one boy with another boy is not in accordance with the strength of faith or the strength of community. However, I do not think that engagement or marriage need to be mentioned in this connection because we have been occupied with these questions through the marriages which have just taken place.

The final circle of unity is the church community.

I see the unhealthy nature of your friendship in that, through it, you did not grow into the community; rather, because of it you were driven away from the communal experience. The communal experience is an experience of the circle, but not a circle on the flat plane, not on the level, but a circle on the horizontal, to which the Spirit comes down and on which the fire falls from heaven, filling and penetrating it, so that the Church comes into being.

1) The unclarity consists in the fact that you tied yourself to someone with whom you had no freedom or right to bind yourself.

2) This tragic guilt is so entangled that, if you now want to win a new position and a new point of view, this can only happen through a new attitude to the church. It is not a matter of a new relationship to one person. It can only be dealt with through a communal experience, that the spirit of community comes over us, igniting us with holy flames.

3) The question of vocation can only become clear through a task given by the church. Its character can only be unfolded in hard, self-forgetting work in the church. You see that the question of age vanishes completely there, because ultimately you have to be made fit again for the tasks of the church.

4) How was it in the Youth Movement? You would simply enter again the circle of educational community in order to become a simple man, in humility and smallness, without any demanding anything.

[Points 5 and 6 are missing; one page appears to have been lost!] 7)In order to win humility, we must be filled with the community spirit, which relinquishes and surrenders everything else. Through humility we are ready to be content with the weak gifts we have; therefore we cannot despair. We are satisfied that our position is right and find our fulfillment in surrendering ourselves fruitfully in productive work, in the right place, conscious of our own smallness. A person can only be humble when he is convinced of his own smallness. Then, too, he cannot despair. Intense despair is only possible where someone frantically climbs upwards or wants to be important and then falls. It is quite the opposite with a humble person. He cannot fall because he does not stand high. Such humility is only possible on the foundation of redemption. It is for this reason that one who is truly redeemed does not aspire to conspicuous activity. He loves the humblest service if it is fruitful and utilizes all his strength. That can only happen when the communal experience is filled with baptismal fire, with the Spirit.

Versammlungsprotokoll, 28. Juni 1931

[Arnold, Eberhard and Emmy papers - T.S.H.]

EA 31/2

Die sieben Fäden, die gleichsam auf den Tisch gelegt wurden

am 28. Juni 1931

1.) Welche Unklarheit war es, warum du nicht in die Stunde kommen konntest?

2.) Welche neue Position muss ein Mensch gewinnen, der seine tragische Schuld erkannt hat?

3.) Warum der jugendliche Mensch, dessen Charakter (eingeprägter Stempel) noch nicht bestimmt und fest, dessen Beruf noch nicht entschieden ist, sich noch nicht binden und auch niemand an sich binden kann.

4.) Was haben wir von der Jugendbewegung aus für Freundschaften begrüßt?

Was ist die dem jugendlichen Wesen entsprechende Freundschaft?

Eine Freude an Körper, Seele und Geist – frei von der Begehrlichkeit und frei von jeder körperseelischen Bindung in Verlobung und Ehe.

5.) Wie war das religiöse Erlebnis unserer jugendlichen Menschen im Sonnentrupp?

Hier ist ein gemeinsames religiöses Glaubenserlebnis und eine gemeinsame religiöse Grundlage und eine gemeinsame religiöse Geistesluft, und die beschwingt die jungen Menschen, und da ist das Kreiserlebnis noch sehr viel geschützter, während es in der Jugendbewegung nur geschützt war durch das jugendliche Alter und durch den idealen Hochflug der jugendlichen Kraft. In unserm Sonnentrupp war dieses Geisteserlebnis des Glaubens so stark, dass demgegenüber diese peinliche Wendung verkehrt wäre, wenn demgegenüber der Gedanke auftauchte, es darf immer nur einer mit einem befreundet sein, so ist ein Fremdkörper

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hineingetrieben worden. Solange sie dem jugendlichen Alter angehören, sollten sie sich hüten vor einer Freundschaftsverbindung mit nur einem oder einer. Auch die ausschließliche Freundschaftsbindung eines Buben mit einem Buben entspricht der Glaubenskraft und Gemeinschaftskraft nicht. Wohl aber die Verlobung und Ehe, die in diesem Zusammenhang nicht erwähnt werden braucht, weil wir ja durch die eben stattgefundenen Eheschließungen gerade eingeführt worden sind.

Die letzte Kreiseinheit ist die Gemeinde

Ich sehe die Krankheit deiner Freundschaft darin, dass du dadurch nicht in die Gemeinschaft hineingewachsen bist, sondern dass du dadurch geradezu von dem Gemeinschaftserlebnis abgetrieben wurdest. Und das Gemeinschaftserlebnis ist ein Kreiserlebnis, welches aber nicht ein Kreis in der Ebene ist, nicht in der Waagerechten, sondern ein Kreis in der Horizontalen, auf welchen der Geist herabkommt, das Feuer vom Himmel herabfällt und ihn erfüllt und durchdringt, dass so Gemeinde wird.

1.) Die Unklarheit bestand darin, dass du dich an einen Menschen gebunden hast, zu dem du keinerlei Freiheit und Recht hast.

2.) Diese tragische Schuld verwickelt sich so: Wenn du jetzt eine neue Position, eine neue Stellungnahme gewinnen willst, dann kann das nur eine neue Stellungnahme zur Gemeinde sein. Nicht um eine neue Stellungnahme zu einem Menschen handelt es sich, sondern es kann sich nur um ein Gemeinschaftserlebnis handeln, indem der Gemeinschaftsgeist über uns kommt, der uns mit heiligen Flammen entzündet.

3.) Die Berufsfrage kann nur geklärt werden im Auftrag der Gemeinde. Der Charakter kann nur in der harten, sich selbst vergessenden Arbeit in der Gemeinde entfaltet werden. Du siehst, dass die Altersfrage da vollständig verschwindet, weil du endlich wieder die Ertüchtigung für den Gemeindewillen bekommen musst.

4.) Wie war es in der Jugendbewegung? Du wirst einfach wieder hineintreten in den Kreis der Erziehungsgemeinschaft, der Demut und Kleinheit und nichts beanspruchen, als ein schlichter Mensch zu werden.

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5., 6.+7.) Die Erfüllung mit dem Gemeinschaftsgeist, der alles andere lässt und aufgibt, um die Demut zu gewinnen. Die Demut kennt die Bereitschaft, mit den schwachen Gaben, die man hat, zufrieden zu sein, deshalb kann sie nicht verzweifeln. Sie begnügt sich mit dem rechten Standort und findet ihre Erfüllung, sich am rechten Platz fruchtbar einzusetzen in gedeihlicher Arbeit in dem Bewusstsein der eigenen Kleinheit. Es kann nur der demütig sein, der überzeugt ist von seiner eigenen Kleinheit. Der kann auch nicht verzweifeln. Die ekstatische Verzweiflung kann nur dort eintreten, wo der Mensch sich krampfhaft zu einer Höhe oder zu einer Bedeutung hinaufgesteigert hat, von der er herabfällt. Ganz anders der demütige Mensch; er kann nicht herabfallen, weil er nicht hoch steht. Eine solche Demut ist nur möglich auf dem Boden der Erlösung. – Deshalb drängt sich auch der erlöste Mensch nicht zu einer hervorstechenden Tätigkeit, er liebt die Kleinheit des Dienstes, wenn sie nur fruchtbar ist, wenn sie nur alle ihm verliehenen Kräfte auslöst. Das kommt aber nur dann, wenn das Gemeinschaftserlebnis mit der Feuertaufe, mit dem Geist, erfüllt ist.