Transcribed Shorthand

Versammlungsprotokoll, 26. Juli 1933 (Meeting Transcript, July 26, 1933)

EA 125

Additional Information
Author Eberhard Arnold
Date July 26, 1933
Document Id 20126123_25_S
Available Transcriptions English German

Meeting Transcript, July 26, 1933

[Arnold, Eberhard and Emmy papers - T.S.H.]

[Draft Translation by Bruderhof Historical Archive]

EA 125

On Eberhard Arnold’s Fiftieth Birthday

July 26, 1933

On this day I have been especially conscious of my lack of ability and of how unsuited my own nature is to the work I have been given, remembering how God called me when I was only sixteen years old and how I have stood in His way, with the result that so much of what God must have wanted to do by His instruments has not been possible. It remains a miracle that His work of the Church community and the Holy Spirit is nevertheless revealed and mightily testified to, in us feeble human beings -not through our merits, but because we are accepted time and time again through the grace of Jesus Christ and the forgiveness of sins.

I have had to think of the Shepherd of Hermas, how he describes the building of the great and mighty temple of marble, and how he keeps referring to the many stones that must be thrown away. The attempt is made to fit them into the building, but if they cannot be used, even after their corners are chipped away by stern, sharp strokes of the chisel, then they must be thrown away -as far away as possible. But even the stones that are used must be chiseled very sharply before they fit and can be set into the wall. When we look back on the years that Emmy and I have been seeking, so that the Church community might be gathered it is a miracle that we may still take part in it; this is only possible through an infinite Power -then we become very serious, thinking of the many people who for years have been intending to seek this way. I have received a list of all the friends who felt they were called to join us or believed in the necessity of entering into the work of our common life. A lot of these stones that seemed for a while to be possibilities have been thrown away again. That is very painful. It troubles and pains me to think of all these stones that have been thrown away and I wish the day might come when one or another of them would be taken up once more to be chiseled.

Another thing concerns me very much: the powerlessness of man, even of the man who has been entrusted with some task. Only God is mighty; we are completely powerless. Even for the work that has been given us, we are wholly without power. We cannot fit even one single stone into the Church community. We can provide no protection whatsoever for the community when it has been built up. We cannot even devote anything to the cause by our own power. We are completely without power. But I believe that just this is the only reason why God has called us for this service: we know we are powerless. It is very hard to give an account of or tell how it has come about that all of us, especially we older members of the Brotherhood, know we are so completely powerless. It is hard to describe how all our own power is stripped off us, how our own power has been dropped, dismantled, torn down, and put away. What I should wish for our younger Brotherhood members too is that this dismantling of their own power might be carried out to its full extent. That is not attained so easily and does not happen through a single heroic decision. God must do it in us. This is the root of grace: the dismantling of our own power. Only to the degree that all our own power is dismantled will God go on effecting the results of His Spirit and the construction of His cause through us, in us and among us -not otherwise. If a little power of our own were to rise up among us, the Spirit and authority of God would retreat in the same moment and to the corresponding degree. In my estimation that is the single most important insight with regard to the Kingdom of God. How it actually happens is hard to say. It is as hard to speak of this as it is to speak of the mystic Source of all things. The only thing that can be said is that the Holy Spirit produces effects that are deadly for the old life and that at the same time have a wakening and rousing power for the new life which comes from Christ and His Holy Spirit alone.

Let us use this day to give glory to God. Let us pledge to Him that all our own power will remain dismantled, and will keep on being dismantled among us. Let us pledge that the only thing that will count among us will be the power and authority of God in Jesus Christ through the Holy Spirit; that it will never again be we that count, but that God alone will rule and govern in Christ and the Holy Spirit. That means we declare our dependence upon grace. This is the testimony we are required to give. Everything we have is the unmerited gift of God. God can give this unmerited gift only to people in whom their own claims and special rights have been dismantled. And for this reason we acknowledge and ask for the grace that appeared in Jesus Christ and that comes to us in the Holy Spirit.

Versammlungsprotokoll, 26. Juli 1933

[Arnold, Eberhard and Emmy papers - T.S.H.]

EA 125

Fünfzigjähriger Geburtstag des Wortführers 26.7.33

Ein Bekenntnis zur Gnade und zur Machtlosigkeit des Menschen

<note:></note:>

Mir ist am heutigen Tage besonders die persönliche Unfähigkeit und das ungeeignete eigene Wesen zum Bewusstsein gekommen, wenn ich daran denke, wie Gott mich schon mit meinem sechzehnten Lebensjahre gerufen hatte, und wie ich Ihm im Wege gestanden habe, dass so vieles von dem, was Gott zweifellos durch Seine Werkzeuge hat tun wollen, nicht hat getan werden können.- Und wie es dann trotzdem ein Wunder bleibt, dass an uns schwachen Menschen sein Werk der Gemeinde und des Heiligen Geistes offenbar wird und aufs stärkste bezeugt wird, nicht durch unser Verdient, sondern immer wieder angenommen durch die Gnade Jesu Christi und die Vergebung der Sünde.

Ich musste an den Hirten des Hermas denken, wie er den Aufbau auf des großen gewaltigen Marmortempels schildert und wie er da immer wieder darauf hinweist, dass viele Steine wieder weggeworfen werden müssen, es wird der Versuch gemacht, sie in den Bau einzufügen, aber wenn sie auch durch strenges und scharfes Behauen ihrer Ecken nicht gebraucht werden können, dann müssen sie weggeworfen werden, möglichst weit weg. Aber auch die Steine, die gebraucht werden, müssen sehr scharf behauen werden,

- - -

ehe sie hineinpassen und hineingefügt werden können. Und wenn wir so zurücksehen auf die Jahre, die Emmy und ich gesucht haben, um Gemeinde zu sammeln – ein Wunder, dass wir noch dabei sein dürfen – das ist nur durch die unendliche Kraft möglich – dann stimmt es uns sehr ernst, wenn wir an die vielen Menschen denken, die seit vielen Jahren daran gedacht haben, den Weg zu suchen. Da habe ich eine Zusammenstellung der Listen von all den Freunden bekommen, die sich berufen fühlten oder glaubten, an dem gemeinsamen Leben mitschaffen zu müssen. Da sind doch recht viele Steine wieder weggeworfen, die eine Zeit lang als einigermaßen möglich erschienen. Das schmerzt einen natürlich an sehr. Und ich denke mit Kummer und Schmerz an diese vielen weggeworfenen Steine, und ich wünschte, dass doch der Tag käme, an dem der eine oder andere noch einmal in die Hände genommen werden könnte, um behauen zu werden. – Noch ein weiterer Punkt bewegt mich sehr:

Die Machtlosigkeit des Menschen, auch dessen, dem irgend ein Auftrag anvertraut ist. Gott allein ist mächtig, wir sind durchaus unmächtig. Auch zu dem Werk, das uns aufgetragen ist, sind wir ohne

- - -

alle Macht. Wir können auch nicht einen einzigen Stein der Gemeinde einfügen, wir können auch nicht einen einzigen Schutz für die aufgebaute Gemeinde herstellen, auch nicht etwas für die grosse Sache hineingeben aus eigener Macht. Wir sind durchaus machtlos. Aber ich glaube gerade das ist die einzige und tiefste Ursache, dass Gott uns berufen hat zu diesem Dienst, dass wir uns machtlos wissen. Es ist sehr schwer zu erzählen und zu berichten, wie es dahin gekommen ist, dass wir alle, besonders die älteren Bruderschaftler, uns so vollkommen machtlos wissen. Es ist sehr schwer darzustellen, wie wir aller eigenen Macht entkleidet sind, wie die eigene Macht niedergelegt, abgebaut, abgerissen und weggetan worden ist. Und ich wünschte auch den jüngsten Bruderschaftlern, dass dieser Abbau der eigenen Macht bis zum Letzten gehen möchte. Das ist nicht so leicht erreicht und geschieht nicht etwa durch einen einzigen heroischen Entschluss. Das muss von Gott gewirkt sein. Darin liegt die Wurzel der Gnade: in dem Abbau der eigenen Macht. Nur in dem Grade, in dem alle eigene Macht unter uns abgebaut ist, wird Gott die Anrichtung Seines Geistes und den Aufbau seiner Sache durch uns, an uns und mit uns auch weiter-

- - -

hin tätigen, anders keinesfalls. Wo sich unter uns eine kleine eigene Macht erheben würde, so würde sich Gottes Geist und Vollmacht in demselben Augenblick und in demselben Grade zurückziehen. Das ist meines Erachtens die wichtigste Erkenntnis des Reiches Gottes. Wie das eigentlich geschieht, ist schwer zu sagen. Man kann darüber so schwer reden, wie man ebenso schwer über den Geburtengrund reden kann.

Man kann nur sagen, dass der heilige Geist Wirkungen hat, die für das alte Leben ganz tötlich sind, und die zugleich eine auferweckende Kraft haben für das neue Leben, das allein von Christus kommt und seinem Heiligen Geist.

Wir wollen den heutigen Tag dazu benutzen, Gott zu ehren und ihm geloben, dass unter uns alle eigene Macht abgebaut bleibe und immer von neuem abgebaut werde, dass nur die Macht und Vollmacht Gottes in Christus Jesus durch den heiligen Geist unter uns gelte, alle eigene Geltung erledigt sei und bleibe, und allein Gottes Geltung herrscht und regiert in Christus und dem Heiligen Geist. Damit bekennen wir uns zur Gnade. Und das Bekenntnis zur Gnade ist das

- - -

uns aufgetragene Bekenntnis. Alles, was wir haben, ist unverdientes Geschenk von Gott. Gott nur dorthin das unverdiente Geschenk geben, wo die eigenen Ansprüche und das eigene Vorrecht abgebaut ist. Deshalb bekennen wir uns zur Gnade und bitten um die Gnade, wie sie in Christus Jesus erschienen und im heiligen Geiste zu uns kommt.