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Das lebendige Wort

EA 251

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Author Eberhard Arnold
Date January 01, 1934
Document Id 20126130_37_S
Available Transcriptions German

Das lebendige Wort

[Arnold, Eberhard and Emmy papers - M.S.]

EA 251 (II)<

Eberhard Arnold Gesammelte Reden und Schriften. Innenland. Das lebendige Wort

So wird das lebendige Wort in unsere Herzen eingepflanzt; alles was die Apostel und Propheten bezeugt haben, wird eingepflanzt in unsere Herzen. Es klingt nicht nur in unseren leiblichen Ohren, sondern es ist durch den heiligen Geist viel tiefer in den Urgrund unserer Herzen gegeben als die prophetisch apostolische Nachricht der Wahrheit. So will Christus selbst den Glaubenden mit heiligem Geist erfuellen.

Wenn . das lebendige Wort in die Wirklichkeit tritt, so wirkt es dasselbe wie das erste Wort, als der Mensch geschaffen wurde.

Dieser selbe Jesus ist durch den heiligen Geist das lebendige Wort. Wenn es heraustritt aus dem Glaubenden, so gestaltet es jetzt die Neuschoepfung, das ist der Leib der Gemeinde, alles aus der Einheit dieses Geistes. Dazu muessen wir erst das Wort in unsere Herzen aufgenommen haben. Wenn einer schwer krank ist, und es kommt ein Arzt zu ihm, so muss er Vertrauen zu dem Arzt haben. Kann er das nicht, so soll er ihn nicht rufen lassen. Will er durch den Arzt wirklich geheilt werden, dann muss er den Willen des Arztes in sich aufnehmen, dann muss er zum zweiten die Arznei einnehmen , die der Arzt ihm verschreibt.

Gott ist in Christus der Arzt. Wir koennen nicht anders geheilt werden, als indem wir diesen wahrhaftigen Jesus in uns aufnehmen, seinen Willen und sein Wesen und zu gleicher Zeit die Arznei. Gott ist selbst Arzt und Arznei. Denn dadurch kommt sein Leben und Sterben und seine ganze Kraft zu uns. Geschieht das, dass wir Jesus in unser Herz aufgenommen haben, so werden wir das ganze Leben in uns aufnehmen. Das Leben Jesu will noch einmal gestaltet werden als unser Leben. Waehrend das Wort des aufgeschlagenen Bibelbuches vor uns liegt, soll das lebendige Wort des heiligen Geistes in uns brennen.

Es ist hier gerade wie bei der Maria: Maria empfing das Wort und den heiligen Geist, der das Wort in ihr lebendig machte. Haette sie den heiligen Geist nicht empfangen, so waere das Wort toter Schall·gewesen und der Engel nichts weiter als ein Traumgespenst, wie auch die Pastoren wie Traumgestalten herumlaufen.

Wenn aber der heilige Geist mit dem Wort des Engels sich in Maria hineinsenkte, so wurde das Wort so lebendi g, dass es zum Jesuskinde wurde. So wurde das Wort Fleisch und Leib und materielle Wirklichkeit.

Nur durch den Glauben konnte das geschehen. Im Glauben empfing sie den heiligen Geist.

Nur dann kann der Glaube in uns gestaltet werden, wenn wir ebenso rein, ebenso wahrhaftig, ebenso liebend werden wie Jesus. Wir duerfen nicht mehr auf uns selbst vertrauen, sondern einzig und allein auf Christus. Dann wird der neue Mensch durch das ewige Wort. Nicht beim Glauben faengt es an, sondern beim Wort. Viele denken mit ihrem Glauben faengt das die Geschichte an. Nein! Das Wort hat schon in dir gewirkt, ehe Du Glauben fasstest. Immer ist das lebendige Wort zuerst da! Wir sind niemals das Wichtigste bei dem Ereignis. Gott spricht immer zuerst, dann duerfen wir Glauben fassen. Es ist verkehrt, wenn man meint durch verkrampfte Gebete den Anfang des Glaubens zu machen. Nur durch Schweigen und Stillewerden, dadurch, dass man Gott sein Wort einsprechen laesst in unsere Herzen,--

[inserted in margin]: >(kommt es zum rechten Anfang)<

dann koennen wir anbeten und glauben. Gott selbst gibt das Wort und wirkt den Glauben. Wenn nun der Glaube das lebendige Wort angenommen hat, - dan waechst von innen her Leben und Werk. Damit tritt das in Erscheinung, dass vom Wort aus alles wird, was frueher nicht war. So gilt es klar zu sein was der geistlebendige Sinn des Bibelwortes ist. Das koennen wir nicht anders erkennen, als wen wir Gott selber in unsern Herzen sprechen lassen. Erst wenn der Glaube sich vereinigt mit diesem lebendigen Samen, entsteht aus dem kleinen Samen das Reich Gottes.

Solange wir die Bibel lesen mit unserem Kopf, lesen wir sie von aussen.- Das ist gefaehrlich, einzelne Bibelsprueche im Munde zu fuhren. Deshalb wollen die Brueder nich t einen ein zelnen 3 1'b elspruc h . Das fuehrt nach aussen, das fuehrt zum Buchstaben, und der Buchstabe gehoert nach draussen, er gehoert an die Wand. Der Geist aber macht alle Buchstaben zu einer so wunderbaren Einheit-- Der einzelne Buchstabe will immer in den Kopf hinein, der einzelne Bibelspruch verbindet sich mit unserem Gehirn; das ganze wort aber verbindet sich mit unserm Herzen.

Nicht toter Bleibuchstabe oder der Abdruck von Druckerschwaerze, sonder n das lebendige Wort des gesamten Wortes ist Wasser, ist Geist, ist der Trunk des Herzens, die Quelle des inneren Lebens.

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Und so sagt es der Apostel: Du hast Worte des ewigen Lebens. Die Worte sind wie ein Strom,- das ist das lebendige Wasser. Die Worte, die ich durch den heiligen Geist in euch hineinlege, die sind Wasser und Wind. Das innere Wort ist die starkste Tat. Aus dem kleinen Saatkorn entsteht der ganze Baum. Das ist am staerksten im Leben Jesu greifbar. Nicht Sprueche, sondern das ganze Leben Jesu muessen wir erfahren und unser Leben werden lassen. Das allein ist lebendiges Wort, scheinendes Licht. So soll dies nunmehr als Gottespflanzung offenbar werden und den Acker der ganzen Menschheit besitzen.