Transcribed Shorthand

Versammlungsprotokoll, 9. August 1934 (Meeting Transcript, August 9, 1934)

EA 262

Additional Information
Author Eberhard Arnold
Date August 09, 1934
Document Id 20126131_09_S
Available Transcriptions English German

Meeting Transcript, August 9, 1934

[Arnold, Eberhard and Emmy papers - T.S.H.]

[Draft Translation by Bruderhof Historical Archive]

EA 262

Meeting on Thursday, August 9th, 1934 with Ewald Schäfer

We do not represent the kind of pacifism that believes that there will be no more war from now on. This is not true, for there is war right up to the present day. Nor do we represent the kind of pacifism that says better nations should have such an influence over others that war would be abolished. We also do not represent the League of Nations and the armed forces of the League of Nations that are supposed to keep the disobedient nations in check. We also do not represent the kind of pacifism that holds on to the root causes of war: property and capitalism, and imagines that peace can be brought about where there is injustice. We also do not represent the kind of pacifism that imagines peace can be brought about through legal contracts while nations are fighting each other. We do not believe in the pacifism that gets the better of the other man in business competition. We also do not believe in that pacifism whose amiable representatives cannot even live in peace and love with their own wives. We do not believe in any selfish pacifism. We do not believe in any utilitarian pacifism that pursues the advantages of a nation or business. We do not believe in the pacifism of unchristian states and nations. We do not believe in the pacifism of unrenewed people who are not led by the Holy Spirit.

And because we cannot believe in so many kinds of pacifism it is better not to use the word “pacifism.” But we are friends of peace and we want to work for peace. Jesus said, “Blessed are the peacemakers.” But if we really want peace we must represent it in all things. We may not do anything that contradicts love. Therefore, we cannot kill anyone, either with poison gas or with weapons. We cannot harm anyone in business; we cannot have a hand in the system by which the manual worker lives poorer than the educated. We must remove our hands from anything that brings hate or unpeace. We must live like Jesus. He helped everyone in body and soul. We cannot take part in anything that harms people. As friends of peace we should take our hands off all business and all politics that are not as Jesus would have them. Our whole life must be dedicated to love.

For instance, Hardy has a birthday on August 18. On the day after this birthday you will be able to show where you stand. You know what the government is doing, how much blood it has shed and still will shed. If you, Ewald, ratify this government now by saying, “I, Ewald Schäfer, authorize Adolf Hitler as Reichskanzler and Reichspräsident,” if you as a sovereign people authorize Adolf Hitler with the government, you are above Adolf Hitler in authorizing him to shed blood.

Thus our answer can only be: We recognize Adolf Hitler as the governmental authority by which we are ruled. But we know we are called not to practice any governmental force, for we are called to live the life of Jesus, who only loved and never allowed anyone to be killed. If we would take part in the plebiscite we would be ruling over Adolf Hitler because we would be confirming his use of governmental force. We do not want to rule over Adolf Hitler but allow ourselves to be ruled by him. Adolf Hitler has the task of governmental force and the sword. We Christians do not have this task. Therefore we cannot put the sword into Hitler’s hand by voting. We do not do that. In short, we recognize that the sword must be as long as the world is not Christian. But as Christians we are called not to hand the sword to anyone. Even though the government uses its sword, we cannot take part in it. We have no active part in the government, for we are called to a life of love and nothing else.

It should be recognized by our life what Jesus meant and what is the heart of God. The heart of God will not kill. A Christian cannot kill. The government will not survive without the sword. Adolf Hitler has been appointed by God as Commander-in-Chief of hell. We recognize him as such. But we will not join in ruling this government of hell, rather we belong to the king of heaven’s kingdom, and so we must live as this king of heaven’s kingdom lives. The question is: Will you go the way of the cross or not? Will you be baptized with my baptism? Will you drink the cup from which I have drunk?

Versammlungsprotokoll, 9. August 1934

[Arnold, Eberhard and Emmy papers - T.S.H.]

EA 262

Zusammenkunft am Donnerstag, den 9. August 1934 mit Ewald Schäfer

Wir vertreten nicht denjenigen Pazifismus, der glaubt, von heute ab gibt es keinen Krieg mehr. Diese Behauptung ist nicht richtig, denn es ist Krieg bis heute. Wir vertreten auch nicht den Pazifismus, dass die besseren Völker solchen Einfluss auf die schlechteren hätten, dass der Krieg abgeschafft würde. Wir vertreten auch nicht den Völkerbund und die Völkerbundarmee, die die ungezogenen Völker in Schach halten soll. Wir vertreten auch nicht denjenigen Pazifismus, der die Wurzel des Krieges, das Eigentum beibehält und den Kapitalismus beibehalten will und sich einbildet, in der Ungerechtigkeit Frieden stiften zu können. Wir vertreten auch nicht den Pazifismus, der durch Rechtsverträge Frieden stiften will, während die Völker sich gegenseitig bekriegen. Wir glauben nicht an den Pazifismus, welcher auf dem Wege der Konkurrenz den anderen Geschäftsmann niederzuringen versucht. Wir glauben auch nicht an denjenigen Pazifismus, deren liebreiche Vertreter nicht einmal imstande sind, mit ihren eigenen Ehefrauen in Frieden und Liebe zu leben. Wir glauben an keinen egoistischen Pazifismus. Wir glauben an keinen utilitaristischen Pazifismus, der den Vorteil des Volkes oder des Geschäftes verfolgt. Wir glauben an keinen Pazifismus unchristlicher Staaten und Nationen. Wir glauben an keinen Pazifismus unerneuerter Menschen, die nicht im heiligen Geist Christi stehen. Weil wir an so viele Pazifismen nicht glauben, ist es besser, wir brauchen den Ausdruck Pazifismus nicht. Aber wir sind Freunde des Friedens und wollen den Frieden bewirken. Jesus sagt: Selig sind die Friedenswirker! Wenn wir aber wirklich den Frieden wollen, müssen wir ihn auf allen Gebieten vertreten. Wir dürfen also nichts tun,

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was der Liebe widerspricht. Dann können wir aber keinen Menschen töten, weder durch Giftgas, noch durch Gewehre. Wir können keinen Menschen geschäftlich schädigen. Wir können nicht unsere Hand dazu bieten, dass der Handarbeiter schlechter lebt als der Gelehrte.

Wir müssen unsere Hand herausnehmen aus dem, was Hass und Unfrieden gibt. Wir müssen so leben wie Jesus. Er half allen an Leib und Seele. Wir können nichts mitmachen, was die Menschen schädigt. Wir müssen als Friedensfreunde unsere Hand herausziehen aus allen Geschäften und aller Politik, die nicht so ist wie Jesus es will. Das ganze Leben muss der Liebe geweiht sein.

Dazu ein Beispiel: Am 18. August hat Hardi Geburtstag. Am Tage nach diesem Geburtstag wirst du zeigen können, wo du stehst. Du weißt, was die Regierung tut, wie viel Blut sie vergossen hat und noch vergießen wird. Wenn du jetzt diese Regierung bestätigst, indem du sagst: Ich, Ewald Schäfer, beauftrage Adolf Hitler zum Reichskanzler und Reichspräsidenten, - wenn du als souveränes Volk Adolf Hitler mit der Regierung beauftragst, so bist du der Vorgesetzte Adolf Hitlers, der ihn zum Blutvergießen beauftragt. Unsere Antwort kann also nur sein: Wir erkennen Adolf Hitler als die Obrigkeit an, von der wir regiert werden. Wir aber wissen uns berufen, keine obrigkeitliche Gewalt auszuüben, denn wir sind berufen, das Leben Jesu zu leben, welcher nur geliebt hat und niemanden hat töten lassen. Wenn wir uns nun an der Volksbefragung beteiligten, so würden wir über Adolf Hitler regieren, indem wir ihn für seine obrigkeitliche Gewalt bestätigen. Wir wollen Adolf Hitler nicht regieren, sondern uns von ihm regieren lassen. Adolf Hitler hat den Auftrag der obrigkeitlichen

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Gewalt und des Schwertes. Wir Christen haben diesen Auftrag nicht. Wir können deshalb Adolf Hitler nicht das Schwert in die Hand geben durch die Wahl. Das tun wir nicht.

Kurz gesagt: Wir erkennen an, das Schwert muss sein, solange die Welt nicht christlich ist. Aber wir sind als Christen berufen, niemandem ein Schwert zu geben. Mag die Obrigkeit ihr Schwert führen, wir können uns nicht daran beteiligen. Wir haben mit der Obrigkeit keine aktive Teilnahme. Denn wir sind berufen, nur die Liebe und nichts anderes zu leben.

An unserem Leben soll man erkennen, was Jesus gemeint hat und was das Herz Gottes ist. Das Herz Gottes will nicht töten. Wer Christ ist, kann nicht töten. Wer Obrigkeit ist, kommt ohne das Schwert nicht durch. Adolf Hitler ist als Chef der Hölle eingesetzt von Gott. Als solchen erkennen wir ihn an. Aber wir haben mit dieser Obrigkeit der Hölle nicht zu regieren, sondern wir gehören dem König des Himmelreichs, deshalb müssen wir so leben, wie dieser König des Himmelreiches lebt. Es ist die Frage: Willst du den Weg des Kreuzes gehen oder nicht? Willst du mit der Taufe getauft werden, mit der ich getauft bin? Willst du den Kelch trinken, den ich getrunken habe?

Lied: Ein Blumen auf der Heide …